Das war 2022...
...perfekt zum Formcheck. So sollte das Jahr 2022 beginnen. Im Januar lud
unsere MaliCrew Trainerin Tina zur ersten MaliCrew Winterlaufserie ein.
Zu allererst mal vorneweg: Wunderschön aufgezogen mit Musik,
Verpflegung und allem drum und dran war das schon wie ein erster kleiner
Wettkampf im neuen Jahr. Der Zuspruch war da und so kamen am
vierten Sonntag im Januar einige von uns vorbei um gemeinsam zu laufen.
Ich wollte antesten was das ganze Grundlagentraining und einige zügigere
Einheiten den Winter über gebracht haben.
Im Winter geht es mir darum die Form zu halten um im neuen Jahr fit starten zu können. Und für einen ersten Formcheck war die 5km Runde um die Uni, die auch den ein oder anderen kleinen Anstieg hatte, perfekt geeignet. Über drei Monate zog sich die Serie. Jeden Monat ein Lauf. erst 10km, dann 15km, und zuletzt ein Halbmarathon. Den 10km Lauf wollte ich um die 40 Minuten laufen und war umso zufriedener als ich die beiden Runden im 3:53er Schnitt laufen konnte. Das stimmte doch schon ganz zuversichtlich auf das Laufjahr 2022. Auch die beiden nächsten Läufe waren vielversprechend. Aber dazu später mehr. Im Februar zog es Micha und mich in die Fränkische Schweiz zu den Sonntagsläufern. Dort habe ich Parzi, den Spendenläufer kennengelernt und das war Anstoß für mich mit dem Laufen auch mal etwas gutes tun zu wollen. So habe ich in den nächsten Wochen darüber nachgedacht was ich mit meinen gelaufenen Kilometern so anstellen könnte. Aber auch darauf komme ich später zu sprechen. Der Februarlauf der Winterlaufserie war für mich mindestens genauso erfolgreich wie schon der erste. 15km standen auf dem Programm. Drei Runden. Schon etwas mehr Belastung für den Kopf, aber mal sehen was kommt. Ich wollte schon ewig die 15km unter 60 Minuten laufen und habe mir das für diesen dritten Sonntag im Februar fest vorgenommen. Anfangs habe ich mich noch an Roland gehängt, habe aber wie immer schnell gemerkt, dass er einfach eine Nummer zu groß für mich ist. So hat sich das Feld recht schnell auseinandergezogen und ich bin die drei Runden alleine gelaufen. Ich war lange auf Kurs sub 60min und wollte das Tempo halten. Unterm Strich war ich jeden Kilometer unter 4:00 Minuten unterwegs, bis auf km12 und 13. Am Ende reichte es aber zum 3:56er Schnitt und auch dieser Lauf war mehr als zufriedenstellend. So konnte es weitergehen.
Im März stand am ersten Wochenende dann erstmal ein Kurzurlaub in Lenggries an. Wandern. Schneeschuhtour am Brauneck. Entspannen. Und natürlich Laufen. Vor dieser Traumhaften Bergkulisse an der Isar entlang zu laufen, bei klirrender Kälte. Am Morgen. Total geil! Wenn hinter den Bergen langsam die Sonne aufgeht und dich leicht aufwärmt ist das nicht nur was fürs Auge, sondern auch für die Seele. Bei uns zuhause war es im Winter meist grau. Aber hier unten: Ein absoluter Hochgenuss. Da steht man gerne morgens auf und friert sich erstmal halb was weg. Aber die Kombi aus Wasser, Bergen, Sonne und Winter kann man nicht in Worte fassen. Der Nüchternlauf am Samstag war da genau richtig. Umso mehr freut man sich dann, zuhause angekommen, auf eine heiße Tasse Tee. So sollten eigentlich mehr Tage beginnen. Zurück zu Hause stand dann am dritten Märzwochenende der dritte und letzte Lauf der Winterlaufserie an. Vier Runden um die Uni machen 20km und bringen was fürs Mentaltraining. Ich wollte meine Form für den Halbmarathon in Bad Staffelstein checken. Als am Ende des Laufs 1:27:59h auf der Uhr standen, stimmte mich das ganz zuversichtlich, dass die langen Intervalle zuletzt, die ganzen langen Läufe mit Micha und die gelegentlichen flotten Halbmarathons am Sonntag was gebracht haben. An diesem letzten Lauf hatten wir nochmal traumhaftes Wetter. Die Sonne kam wieder hinter ihrer grauen Wolkendecke hervor und der Frühling schien sich allmählich anzukündigen. Ich freute mich sehr auf das Jahr. Auch mein Blog nahm langsam immer mehr Gestalt an. Meine beiden neuen Rubriken Laufen und Natur und Läuferleben gingen online. Das hat alles viel Zeit gekostet. Sowohl mich, als auch andere Menschen in meinem Umfeld, die mitgewirkt haben (vielen Dank an dieser Stelle vor allem an meinen Bruder, für die Texte über die Bäume, an Viki für die Infos über Amphibien und an alle die sich für die Interviews über ihr Läuferleben bereit erklärt haben!). Ich bin sicher, zusammen haben wir da was echt tolles auf die Beine gestellt!
Weiter im Takt ging es im April. Der Obermain Marathon stand an und ich
hatte mich auf den Halbmarathon doch recht anständig vorbereitet, wie ich
meinte. Ich wollte das Ding unbedingt unter 1:25:00h schaffen und habe die
Strecke ein paar Wochen zuvor extra mit Roland nochmal gecheckt.
Der kannte sich aus und war unser Travelguide. Es ist besser die Route zu
kennen um sich darauf einzustellen, was einen am Wettkampftag erwartet.
Auch nach Bad Staffelstein waren wieder viele MaliCrewler mitgereist.
Wir hatten alle echt Bock drauf. Die meiste Zeit konnte ich meine Zielpace
ganz ordentlich halten, aber ich merke dann doch immer mehr deutlich,
bis zu welchem Punkt ich die Pace trainiert hatte. Und das waren nunmal
17-18km. Der Wind tat sein übriges und so war es am Ende doch echt hart. Zum Schluss hatte ich aber mit 1:22:06h eine neue PB stehen und mit Platz 11 gesamt und Platz 4 in der Altersklasse war ich mehr als glücklich. Das hat sich wiedermal alles gelohnt und der Thermenbesuch im Anschluss machte die Mühen wieder gut. Jetzt sollte eigentlich erstmal eine kleine Pause drin sein, aber da ich mich so gut fühlte, wollte ich noch sehen was auf die 10km drin ist. Am 01.Mai rief die Teutonia Gaustadt ja ohnehin zum Kramp Run auf. Das war nicht mehr weit weg und ich wollte den Schwung vom Training und aus Bad Staffelstein noch mitnehmen. Also ging es noch zweimal nach Thiergarten runter auf meine Intervallstrecke. Ein paar 1500er und die Woche drauf nochmal 5km schnell sollten das ganze nicht abreisen lassen. Als wir am 01.Mai dann nach Bamberg aufgebrochen sind und wieder einige von der MaliCrew dabei waren, stieg die Vorfreude noch mehr. Die Atmopshäre war toll.
Viele Läufer und Läuferinnen waren am Start und die Corona Regeln waren wie weggeblasen. Endlich hatte man wieder das Gefühl, dass es sich normalisieren würde und man konnte wieder wie gewohnt unter Menschen gehen. Nach den vier Runden hatte ich dann offiziell 37:31min stehen und damit war für dieses Jahr eigentlich schon vieles abgehakt. Der Rest konnte also bereits jetzt ein totaler Genuss werden. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Denn eine Woche später hatte sich bei uns zuhause dann doch Kollege Corona eingefunden und Viki und mich ausser Gefecht gesetzt. An Laufen war nicht zu denken und so mussten wir beide erstmal die Beine stillhalten. Zum Glück verlief alles ganz mild und ich war mir sicher, dass ich in ein paar Wochen wieder fit bin. Ich habe viel darüber gelesen. Studien, Berichte von Ärzten, auch etliche Horroszenarios. Vielleicht habe ich mich auch zuviel damit befasst, was dann Segen und Fluch zugleich gewesen sein konnte. Auf jeden Fall habe ich die Zeit sinnvoll genutzt und mich auf meine Charity Aktion vorbereitet, die ich, angespornt durch Parzis Spendenlaufsache, endlich in Angriff nehmen wollte. Ich wollte nicht für gelaufene Kilometer Spenden sammeln, sondern für Höhenmeter, soviel war klar. Ich wusste auch schon wen ich damit unterstützen wollte. Ich habe über Betterplace.org lange gesucht. Ich wollte etwas mit Natur finden. Vielleicht auch was mit Kids. Laufen und Natur, das gehört ja zusammen. Jedenfalls bin ich eines Nachts dann irgendwann auf eine Gründungsinitiative aus Ravensburg aufmerksam geworden. In Ravensburg sollte eine Freie Naturschule entstehen. Von sowas hatte ich zuvor noch nie gehört. Ich hab mich mit der Thematik auseinandergesetzt und je mehr ich darüber gelesen und gesehen hatte, desto ambitionierter war ich, dieses Projekt zu unterstützen. Laufend. Also habe ich Kontakt zum Verein "Freie Naturschule Ravensburg e.V.", der das alles auf die Beine stellt, aufgenommen und nach ein paar E-Mails hatten wir ein erstes Zoom Meeting. Das Gespräch verlief total toll und beide Seiten waren voneinander begeistert. Zum einen wir, dass es Menschen gibt, die so etwas aufziehen wollen, zum anderen der Verein, dass es immer wieder Menschen gibt, die es unterstützen wollen. Die Basics standen also schonmal. Das Ziel war klar. Und wo sollte es läuferisch langgehen? Am Goldsteig wollte ich ohnehin schonmal eine Trailrunning Tour machen. Und das ganze wollte ich jetzt mit der Spendenaktion verbinden. Ich war hochmotiviert. Bis der Dämpfer kam. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: So schnell wie ich erhoffte, würde ich nicht wieder fit werden. Die ersten Einheiten nach meiner Genesung waren eine absolute Katastrophe. Keine Luftprobleme oder so, aber viel zu hoher Puls, müde Beine und kaum belastbar. Der Körper wollte nicht. Ich musste langsam machen und sah erstmal noch nicht, dass ich in ein paar Wochen drei Tage lang jeden Tag im Schnitt 25km mit 1.200 Höhenmetern laufen würde. Die ersten Wochen zogen sich elend hin und ich kam nicht auf die Beine. Gehpausen an Anstiegen, Tempo rausnehmen. An was schnelles oder derbe Anstiege war nicht zu denken und so machte ich erstmal die Grundlage wieder fit. In meinem Kopf spinnte sich so viel zusammen. Diese Unruhe. Ist die Lunge im Eimer? Vielleicht habe ich mich auch zu sehr damit befasst. Ich ging auf jeden Fall erstmal nicht alleine laufen, wollte nichts riskieren. Micha oder Viki waren immer dabei. Ich musste erst wieder Vertrauen in meinen Körper finden, was dann auch nach und nach zurückkam.
Erst nach ein paar Wochen traute ich mich wieder alleine loszuziehen.
Das erste mal länger alleine lief ich dann während unseres Kurzurlaubs
in Heidelberg. Am unteren Neckar entlang, der Sonne entgegen. Es
fühlte sich zwar immernoch alles madig an, aber die Natur dort und die
Atmosphäre halfen mir, nicht nur ständig in meinen Körper zu hören,
sondern das Laufen wieder vollends zu genießen und mein Umfeld
warzunehmen. Der Kopf macht eben doch extrem viel aus. Ich spürte,
wie ich langsam wieder in die Spur kam. Vielleicht konnte ich das doch
noch machen? Also legte ich los. Wieder zuhause begann ich meine
Tour rauszusuchen, zu planen und nach Übernachtungsmöglichkeiten
Ausschau zu halten, benötigte Ausrüstung zu besorgen und ich suchte nach supportern für die Sache. Ich habe viele E-Mails geschrieben und nach und nach ein Gewinnspiel mit Verlosung über Instagram aufgezogen. Tanja Schönenborn hat ihr Buch Runing Girls in den Lostopf gelegt, die Runner's World hat mit einem Jahresabo dazu beigetragen und die Aktion auf Instagram verbreitet. Der Mainauenlauf hat einen Startplatz dazugegeben und Guido Lange sein Buch Abenteuer Baltikum. Danke dafür! Das alles musste ich jetzt noch Publik machen. Hatte also noch gut zu tun. Ich fühlte mich wieder deutlich besser und meine Form kam immer weiter langsam zurück. Nach einer längeren Trainingseinheit mit guten Höhenmetern im Fichtelgebirge war endgültig klar, dass ich wieder belastbar bin und ich konnte mein Mini Abenteuer am Goldsteig also ziemlich sicher angehen.
Am 16. Juni ging es los und ich genoss für drei Tage den wunderschönen
Bayerischen Wald und erklomm laufend seine Gipfel. Am ersten Tag hatte
ich zwar noch die ein oder anderen Probleme, aber ab Tag zwei lief die
Sache schon deutlich runder. Es war traumhaft hier. So wie ich den
Goldsteig kenne. Ich hatte traumhaftes Wetter und konnte das Laufen
wieder in vollen Zügen genießen, traf tolle Menschen und tat nebenbei
noch was gutes. Ich habe alles zum nachlesen niedergeschrieben:
Und die Spendenaktion? Mittlerweile kamen schon über 1.000€ zusammen! Vielen dicken Dank an dieser Stelle nochmal an alle Spender! Das ist wirklich großes Kino! Damit war der Laufmonat Juni also doch noch gerettet.
Und im Juli? Da stand der Mainauenlauf in Bayreuth endlich wieder in seiner gewohnten Form an, die er vor den Corona Zwangsabstrichen hatte. Tolles Ambiente, tolle Kulisse und ambitionierte Läuferinnen und Läufer, die sich mit Genussläufern bei bestem Wetter trafen um gemeinsam die Wilhelminenauen in Bayreuth zu umrunden. Diesmal war ich nicht zum ballern hier. Ich hatte für dieses Jahr mein Wunschsoll schon erfüllt und war erst wieder fit geworden. Da wollte ich das ganze mal aus einer anderen Perspektive erleben und habe mich als Pacer gemeldet. 10km in 45:00min sollten es werden. Das war schon flott, aber nicht am Anschlag und so hatte ich den Kopf freier als gewöhnlich bei Wettkämpfen und konnte noch einiges mehr von der Atmosphäre aufsaugen. Ich habe schon lange keinen Lauf mehr so genossen, wie den diesjährigen Mainauenlauf. In 2023 gerne wieder. Was ich in all den Wochen zuletzt geplant und erledigt hatte, hat mich teils ganz davon abkommen lassen, was noch so ansteht. Ab August stand also alles auf Fokus Berlin Marathon. Die Vorbereitung dahin startete ich vielleicht einen Zacken zu spät, wollte aber versuchen dennoch das beste daraus zu machen. Die langen Läufe am Sonntag mit Micha wurden daher ausgedehnter als zuletzt. 30-35km, teils mit Endbeschleunigung auf den letzten 6-7km. Das steckten wir gut weg und waren guter Dinge, dass Berlin gut laufen würde.
Um den permanenten Höhenmetern bei uns in der Gegend zu entgehen
und mich auch abseits der Forstwege etwas mehr auf Asphalt zu bewegen,
habe ich mich mit meinem Kumpel Chris in meiner alten Heimat verabredet.
Um die Ködeltalsperre im Frankenwald sind es ziemlich genau 10km.
Also haben wir uns vorgenommen drei Runden dort zu drehen. Da war es
gefühlt recht flach und das Tempo konnten wir gleichmäßig laufen.
Wir haben uns eine Weile nicht gesehen und es gab viel zu erzählen.
Nach km 25 war allerdings jeder mehr mit sich selbst beschäftigt.
Asphalt ist eben was anderes als ein weicher Waldboden. Chris bereitete
sich auf den München Marathon vor. Ebenfalls sein erster. Wir waren
beide zuversichtlich, dass wir das anständig laufen können. Chris erwischte kurz vorher noch Corona, aber er hat es gut weggesteckt und das Ding in München dann dennoch gut gerockt. Hut ab und Glückwunsch! Eigentlich war mein Trainingsplan, den ich mir zurechtgelegt hatte, bis hierher wohl gar nicht verkehrt. Anfang September stand noch der Fränkische Schweiz Marathon auf dem Plan. Da wollte ich ursprünglich den Halbmarathon als Formcheck vor dem Berlin Marathon mit einbauen, habe mich dann aber doch zur Marathon Mixed Staffel mit der MaliCrew gemeldet, also nochmal 10km Gas geben. Die 21,1km hätten da denke ich besser in die Vorbereitung gepasst, zumal eine Woche vor Berlin noch der Kuckuckslauf in Kemmern im Kalender eingetragen war, ebenfalls 10km. Somit fehlte mir also ein langer Lauf, den ich gerne noch reingepackt hätte. Ich hab meine Planung dann etwas angepasst. Man ist ja flexibel.
Das Rennen in Ebermannstadt war windig und sehr warm. Roland war unser Startläufer und kam gut platt zur Übergabe an Tina zurück. Ich hatte dieselbe Strecke vor mir wie er und dachte mir wenn er schon so zu kämpfen hat werde ich mich hier sicher zu Tode plagen. Das warten auf meinen Einsatz als Schlussläufer war eine Qual. Ich hatte mit Anja und Hans-Jürgen zwar beste Gesellschaft an der Strecke, aber es wurde immer wärmer und das machte es nicht besser. Als Niko mir dann die Startnummer in die Hand gedrückt hatte, lief ich viel zu schnell los und sollte bitter dafür bestraft werden. Nach 6-7km war der Akku leer und ich konnte nur knapp unter 4:00min/km bleiben. Am Ende war aber alles gut. Den Zieleinlauf werde ich nie vergessen. Als plötzlich Tina links neben mir aufgetaucht ist, Micha von rechts heranlief und Niko von hinten angespurtet kam, brannte sich das fest ein. Wir haben die Mixed Staffel gewonnen und standen auf dem Treppchen ganz oben. Zur Siegerehrung war keine andere Staffel mehr da, also hatten wir die ganze Bühne für uns. Auch unsere Mädelsstaffel mit Viki, Anja, Tina, Ines und Steffi hat den ersten Platz abgeräumt. Wir fuhren alle superglücklich nach Hause. Eineinhalb Wochen vor Berlin war noch der Kurier Firmenlauf angesagt. Ich wusste bis zum Start nicht, ob ich was schnelles einbauen wollte oder ob ich hier genüsslich mit der Masse mitschwimmen werde. Kurz nach dem Start hat sich aber gezeigt dass einige doch recht ambitioniert losgezogen sind und so hatte ich auch Bock nochmal zu checken was denn auf 5km so drin ist. Die Bedingungen waren gut: kühl, bewölkt, einwandfrei. Ebermannstadt hatte ja derbere Bedingungen, gerade was die Temperatur angeht. Die Runde um Gesees hatte einen ordentlichen Anstieg drin und musste zweimal gelaufen werden. Das klappte echt gut und mit 3:45min/km im Schnitt war ich ein sehr zufriedener zweiter.
Das war auch ein guter Test für den zehner beim Kuckuckslauf in Kemmern
am Sonntag drauf. Es war regnerisch, fast schon kalt. Ich wollte das
Ding gut mitlaufen und schauen wie gut ich an meine Zeit aus Bamberg
anknüpfen kann. Die Marathonvorbereitung mit den langen Läufen und
den langen Intervallen lief gut und in Gesees war ich sehr zufrieden.
Dass ich in Kemmern allerdings mit 37:08min ins Ziel kommen würde,
hatte ich nicht erwartet. Die ganze Arbeit zahlte sich also aus. Aber wie
gut war jetzt nochmal so eine schnelle Einheit direkt vor dem
Berlin Marathon? Ich bin in Kemmern nach dem Lauf etwas ausgekühlt.
Unter der Woche fühlte ich mich leicht kränklich und wusste nicht, ob ich mir den Marathon überhaupt geben soll. Trotzdem reisten wir nach Berlin. Wir wollten ohnehin Vikis Cousinen besuchen und beides einfach miteinander verbinden. Auf der Marathonmesse ging es mir zwar schon besser, aber noch am Vorabend fühlte ich mich einfach nicht zu 100% fit. Wenn ich am Sonntag mit Symptomen aufgewacht wäre, hätte ich das sicher abgeblasen. Aber ich fühlte mich morgens beim Frühstück richtig gut und machte mich mit der U-Bahn auf den Weg, um mich mit den anderen MaliCrewlern zu treffen. Alle waren da, nur kurz vor dem Start hatten wir Micha verloren. Wir wollten das Ding eigentlich zusammen laufen. Hatten auch so lange zusammen trainiert. Aber nun schien daraus nichts zu werden. Ich lief mit Mario und Mic los. Letzteren hatten wir dann auch verloren. Mario hat schon ordentlich Marathon Erfahrung. Aber ob ich die ganze Zeit mitgehen kann, wusste ich nicht. So schnell zu laufen hatte ich mir nicht vorgenommen, deutlich unter einer 5er Pace. Ich wollte aber versuchen so lange mitzuhalten wie es eben geht. Fühlte sich gut an. Bei km30 sind wir noch top durch. Ab km38 meldeten sich die Füße deutlich spürbar.
Auch hier merkte ich wieder bis wie weit ich trainiert hatte. Mit jedem Kilometer brannte die Lunge mehr. Meine Pumpe ging mindestens genauso ab, wie die Leute am Straßenrand die einen hier gefühlt durchgetragen haben. Hart war es trotzdem, aber mein Saisonhighlight, meinen ersten Marathon, dann mit 3:21:09h zu finishen machte mich stolz. Am nächsten Tag fühlte ich mich gut. Der zweite Tag killte meine Beine. Alles war platt und die Einlagen in den Schuhen bohrten sich wie Messer in meine Füße. Unglaublich was man sich alles antut. Aber so hart es auch oft ist, ob Training oder Wettkampf, hinterher betrachtet ist dann komischerweise immer "total geil" gewesen... Der September jedenfalls ging schwer in Ordnung. Anfang Oktober, acht Tage nach Berlin, stand die Premiere der Wiesent Challenge an. Tolle Organisation und super Atmosphäre auf der 10km Strecke mit guten Anstiegen. Ich lief als achter ins Ziel und wurde dritter in meiner Altersklasse. Doch ich spürte den Marathon noch deutlich in den Beinen. Ich war jetzt einfach Matsch. Danach war der Stecker erstmal draußen und ich hab die Umfänge reduziert. Vor allem was das Tempotraining angeht. Die Form war weg. Genug mit dem rumgeballere und dem Körper erstmal etwas Ruhe geben war jetzt angesagt.
Da kam Anfang November ein Genusslauf, wie man ihn sich nur wünschen
kann, gerade recht. Beim Lichterlauf in Rothenburg ob der Tauber
verbunden mit einem Kurzurlaub, um sich diese tolle Stadt anzusehen,
konnte die Saison so ihrem Ende entgegen gehen. Micha und seine Frau
Iris haben sich auch kurzentschlossen angemeldet und wir machten den
Lauf nochmal zu unserem heimlichen Saisonhöhepunkt. Wunderschön
aufgezogen, überall leuchtete es, überall tolle Stimmung in der Stadt,
Wetter gut, Musik gut, Essen gut, alles gut. Viki, Micha und ich haben
diese gemeinsamen vier Runden entlang der Stadtmauern mehr als
genossen. So konnte es zu Ende gehen. Nichts mehr allzu schnelles.
Einfach alles ausklingen lassen und auf die anstehende Weihnachtszeit freuen. Im Herbst legt sich die Natur zur Ruhe, das sollte auch der Mensch hin und wieder tun. Dennoch wollte ich einen Lauf noch mitmachen. Einmal noch ordentlich Höhenmeter mitnehmen. Beim Mountainman in Pommelsbrunn sollten es nochmal 30km mit mehr als 1.000 Höhenmetern werden. Das sind keine Ballerläufe. Nicht für mich. Dennoch kam ich gut durch diese schöne Landschaft und wurde am Ende mit einem siebten Platz überrascht. Der Lauf war hart, stimmte aber positiv auf das bevorstehende Jahr ein. Die Planungen laufen schon und ich werde mich an neue Herausforderungen wagen. Bis es soweit ist, lass ich das Jahr aber erstmal ausklingen. Anfang 2023 beginnt dann alles von vorne: mit der Winterlaufserie.