Lichterlauf Rothenburg
Der Euro fliegt, ich fang ihn und decke ihn auf meinem Handrücken auf: Kopf!
Von Rothenburg ob der Tauber habe ich bislang nur Gutes gehört. Schöne,
alte Stadt mit toller Stadtmauer und vielen alten Gebäuden soll sie sein.
Irgendwann war ich wohl als Kind schonmal hier, kann mich aber nicht mehr
so wirklich dran erinnern. Vom Lichterlauf kam ebenfalls nur positives in
meine Ohren. Vielleicht sollte ich das ja endlich mal kombinieren. Wenn es
schon im letzten Jahr nicht geklappt hat, dann vielleicht in diesem Jahr.
Ein Wochenende in Rothenburg, mit Lichterlauf. Also ab auf die Website
und schnell anmelden, dann steht es fest und es gibt nix mehr dran zu
rütteln. Die Saison ist zu Ende, die Wettkämpfe in Bad Staffelstein,
in Bamberg, der Mainauenlauf und der Kuckuckslauf sind vorbei, der Berlin Marathon als eines der Highlights ebenfalls.
Da kommt so ein besonderes Event doch gerade richtig, um einen schönen Abschluss zu haben. Aber was stellen wir in Rothenburg an? Nochmal einen raushauen? Oder doch lieber entspannt ein paar Runden innerhalb der Stadtmauern drehen? Die Münze soll entscheiden, denn ich kann es diesmal irgendwie nicht wirklich. Kopf: Genusslauf / Zahl: was schnelles. Der Euro fliegt, ich fang ihn und decke ihn auf meinem Handrücken auf. Kopf. Geil! Das wird richtig gut! Kurzentschlossen haben sich Micha und seine Frau Iris auch noch angemeldet. Kommt also auch noch beste Gesellschaft dazu. Viki, Micha und ich haben uns für die vier Runden entschieden, 8400m. Iris macht die zwei Runden über 4200m. Ausser dem was wir laufen, gibt es einen KiGa Lauf mit 400m und eine Walking Strecke über 4200m. Daneben steht noch ein Schulcup mit je 1000m und 2000m an, mit dem das ganze Fest um 17:00 Uhr beginnt. Wird also ein gutes und langes Programm geboten. Am Freitag wollen wir direkt nach der Arbeit losfahren. Also nur kurz nach Hause, umziehen, dann Viki abholen und ab auf die Autobahn. Nichtmal zwei Stunden später sind wir schon da und fahren durch das Stadttor. Vorbei am bekannten Plönlein, zum Hotel mitten in der Stadt. Beste Lage. Gerademal 150m bis zum Marktplatz. Einchecken, dann gleich ab in die Stadt und ein paar Eindrücke aufsaugen. Ein Traum hier. Wir laufen durch die vielen kleinen Gässchen, holen unsere Startunterlagen und unser Shirt ab und gehen Abends noch lecker beim Mexikaner essen, bevor wir die Lichter der Stadt genießen. Am nächsten Tag müssen wir dann natürlich die Stadtmauer besichtigen.
Einmal rundherum sind wir ganz begeistert wie schön das alles hier ist. Über die Dächer geblickt sieht alles aus, als würde man ein Märchenbuch aufschlagen. So viel Fachwerk, alles so eng an eng gebaut, die ganzen Türme in der Stadtmauer. Es fallen immer wieder neue Details auf. So hat Rothenburg keine Straßenlampen die aus dem Boden ragen, alles was Licht macht hängt an den Häusern, ganz im alten Stil. Es gibt auch keine Leuchtreklame oder Drogerieketten in der Innenstadt, stattdessen Handwerkerläden und kleine private Geschäfte. Man fühlt sich in die Zeit zurückversetzt. Total genial. Traumhaft schön. Wir haben vieles gesehen, manches auch zwei oder dreimal, denn man kommt durch die kleinen Wege oft wieder zum gleichen Ort zurück, so verwinkelt ist es teilweise. Micha und Iris reisen irgendwann gegen Nachmittag an und so schlendern wir noch ein paar Runden durch die Stadt. Man kann sich nicht satt sehen. Heute Abend hier laufen gehen, die Vorfreude steigt. Hier und da wird auch schon kräftig für den Lauf aufgebaut. Strahler, Fackeln, Musik. Gegen Abends kommen wir wieder zum Marktplatz, wo auch der Start-Zielbereich schon steht und schön ausgeleuchtet ist.
Die Häuserwände werden angestrahlt. Die Brunnen leuchten. Die Stimmung steigt schon. Die Musik ist laut. Es läuft Blink 182 und danach Green Day. Ich bin sofort wieder 17. Schon wieder eine Zeitreise. Den Schulcup schauen wir uns auf jeden Fall an, die Kids ein wenig anfeuern. Danach ins Hotel und umziehen. Stilecht mit Mainauenlauf Shirt geht's zum Start. Micha begleitet Iris auf ihrem Lauf ein wenig. Viki und ich warten noch und lassen die Stimmung auf uns wirken. Wir feuern die Läuferinnen und Läufer an und haben richtig Lust hier gleich selbst ein paar Runden zu drehen. Kurz vor dem Start zum Hauptlauf finden wir uns im Startbereich ein und sind gespannt auf das, was kommt. Der Mann mit dem Mikro heizt ein und zählt runter. Los geht's. Zuerst kann man es schön leicht bergein die Herrngasse runterrollen lassen, an deren Ende es durch das Burgtor und dann ein Stück im Burggarten, vorbei an Fackeln und leuchtenden Bäumen weitergeht. Der bunt angeleuchteten Stadtmauer entlang folgt ein kleiner Anstieg, kurz bevor man durch das Klingentor wieder in die Stadt läuft. Dann wird's erstmal dunkel. Aber man weiß wo es lang geht, denn die Straße hoch wird gut Stimmung gemacht. Der Anstieg hält an und wir hätten nicht gedacht, dass es hier doch einiges an Höhenmetern geben wird. Weiter des Weges kreuzt man die St.-Jakobs-Kirche und läuft durch einen langen Tunnel, der durch die Kirche geht.
Den Kirchplatz im Anschluss wird man wieder von gut gelaunten und gut
anfeuernden Rothenburgern hinaufgetrieben. Auch die obligatorischen
taphereforextrapowersupermariopilzschilder sind am Start. Genauso wie
viele Lichter links und rechts. Dann hat es mit den Anstiegen erstmal ein
Ende, denn ab jetzt geht es wieder dankbarst runter. Nochmal rollen lassen
hier. Milchmarkt - Hafengasse - Marktplatz - vorbei an vielen klatschenden,
anfeuernden Zuschauern ab in Runde zwei. Und das ganze jetzt noch dreimal?
Liebend gerne! Das Feld hat sich mittlerweile gut auseinandergezogen.
Mehr Platz für uns. Vorm Burgtor wieder der Typ der alle lauthals nach vorne
peitscht. Der Burggarten leuchtet immernoch schön. Den Anstieg zum Klingentor hoch. Klingenschütt - Fuchsengässchen - Klingengasse - St.-Jakobs-Kirche. Es wird von Runde zu Runde keineswegs langweilig. Nach viermal ist das ganze dann aber leider doch irgendwann mal vorbei. Wobei es um nichts geht, und wir einfach noch eine Runde hätten ranhängen können, laufen wir dennoch am Marktplatz rechts hoch durch das Ziel, bekommen unsere Medaille und nehmen uns kurz drauf was am Finisherbereich. Hier gibt's Obst, warme und kalte Getränke und gut gelaunte Leute. Ein absoluter Genusslauf ist das hier. Bei diesem Ambiente hätte ich auch gar keine Lust auf was schnelles. Man würde einfach zuviel von der guten Stimmung und der tollen Atmosphäre verpassen. Die Münze hat also richtig entschieden, aber wenn ich ehrlich bin, wollte ich es auch genau so. Und ich denke wir kommen wieder. Da brauch ich diesmal keine Münze...