Obermain Marathon 2023
"Das sind die Carbonteile, die laufen sofort voll..." - Das Wasser in seinen
Schuhen quaggert immernoch. Die arme Sau. Domi hat seit einer ganzen
Weile die Treter voller Wasser und dennoch sind wir gut dabei seine
Halbmarathonbestzeit deutlich nach unten zu schrauben. Letztes Jahr
bin ich hier selbst meine PB gelaufen. Die Strecke ist schon schnell.
Wenn auch mit zwei, drei Hügeln und windanfällig, aber an guten Tagen
geht hier richtig was. Ursprünglich wollte ich dieses Jahr eigentlich
die 12,5km laufen. Neben dem Marathon und dem Halben eine der
drei angebotenen Distanzen. Als mich Domi jedoch irgendwann gefragt hat,
ob ich ihn nicht etwas pacen möchte, da er seine Bestzeit angreifen will,
konnte ich nicht Nein sagen und hab mich für die 21,1km gemeldet. Zu zweit läuft es sich eben doch leichter. Anfangs war eine Zielzeit von 01:35:00h geplant. Später haben wir das dann etwas nach unten korrigiert und wollten eine 01:33:00h angehen. Round about 4:25min/km im Schnitt. In der Vorbereitung für den Hamburg Marathon Ende April ist das hier der perfekte Formcheck, um zu schauen wie die Lage so ist.
Sonntagmorgen um kurz vor 06:00 Uhr geht der Wecker. Der Startschuss zum HM fällt um 08:45 Uhr. Eine gute Stunde Fahrt, und man will ja vorher noch ohne Stress was gegessen haben. Der Wetterbericht sagte zwar schon die letzten Tage zuvor nicht allzuviel gutes voraus: Regen, Wolken, Wind. Der Frühling bricht einfach nicht so richtig durch. Wir wollten uns deshalb trotzdem nicht verrückt machen lassen. 06:45 Uhr ist Treffpunkt des MaliCrew Mini-Korsos. Zu fünft machen wir uns mit großer Vorfreude auf den Weg. Auf der Autobahn dann aber etwas Ernüchterung: Regen, Wolken, Wind. Mit jedem Kilometer wird es jedoch wieder besser und plötzlich finden wir vor Ort gar nicht mal so üble Bedingungen vor. Klar ist es kühl, es regnet auch leicht und genau das passt uns so gut in den Plan. Vor dem Start noch etwas warmlaufen, ein paar Steigerungen, mehr ist nicht drin, denn wir sind etwas spät dran. Im Startbereich noch kurzes abklatschen, Micha ist wie schon in Berlin einfach irgendwie verschwunden. Von Berthold und Ines auch keine Spur. Viki und Anja wünschen uns, auf ihren Start zu den 12,5km wartend, noch viel Spaß und viel Erfolg. Dann geht's los. Die über 500 Starter des Halbmarathons setzen sich Punkt 08:45 Uhr in Bewegung. "Die ersten Kilometer nicht übertreiben, nicht zu krass wegziehen lassen". Nach 4:15min haben wir den ersten Kilometer durch. Etwas zu schnell, also leicht rausnehmen. 4:22min, 4:22min, 4:21min, 4,21min. Nach Fünf Kilometern sind wir gut auf Kurs, und das trotz teils deftigem Gegenwind. Wir laufen die stellenweise nasse Betonplattenpassage bei Reundorf gut durch und haben ab Kilometer sieben dann etwas Rückenwind, sowie ausreichend Wasser in Domis Schuhen. Hört sich fast an, als wäre er mit ihnen eben noch schwimmen gewesen. 4:18min, 4:25, 4:16, wieder etwas zu schnell. Wir haben mittlerweile ein gutes Polster und Domi wirkt absolut fit. Da geht heute was. Jetzt treffen wir auf die ersten 12,5km Läufer/innen. Bei Kilometer 12 geht's dann nochmal etwas bergauf. Die Schuhe quaggern weiter, doch das bringt ihn keineswegs aus dem Tritt. Wir kommen am höchsten Punkt der Strecke an und können es jetzt erstmal rollen lassen. Der Kurs passt, der Schnitt liegt bei 4:20min/km und ich bin mir sicher, dass er das heute packen wird. Auch er wirkt zuversichtlich. Eine Steigung noch, dann geht's schon fast nach Hause. Das Stück runter nach Unterzettlitz haben wir seitlichen Rückenwind. Der kühlt schön. Das ist genau richtig, denn mittlerweile kommen wir gut ins schwitzen. Alles fühlt sich fit an, die Beine machen mit. Bei Kilometer 17 dann nochmal ein echtes Brett. Wir kennen das Stück an den Bahngleisen entlang noch vom letzten Jahr. Es ist ziemlich offen. Aber mit so einem Wind haben wir dennoch nicht gerechnet. Derbe Nummer. Der Puls geht hoch und die Pumpe haut das Blut in die Schenkel. Wir halten das Tempo, auch wenn es Kraft kostet. Gleich zuhause. Das zieht sich ewig und es scheint nicht aufzuhören. Domi bleibt hinter mir und kommt weiter gut mit. Hier und da nochmal ein paar Leute die Mucke machen. Das motiviert. Der Schnitt korrigiert sich weiter nach unten.
Wir hören den Zielbereich, müssen aber noch ein gutes Stück machen. Endlich laufen wir links weg Richtung Riedsee und raus aus dem Wind. So schön hier. Vom See aus dann direkt in den Kurpark. Kaum Leute unterwegs. Nur ein paar verrückte mit Nummern vorne an ihren Shirts. "Das wird irgendwas um die 01:30:00h". Wieder im Ort unter den Gleisen durch und, siehe da: ein Schwung Treppen, der noch wartet erklommen zu werden. Oben wird wieder Stimmung gemacht. Die Leute klatschen uns auf den letzten paar hundert Metern ins Ziel. Die Tartanbahn wartet und bittet zum Endspurt. Wir haben's geschafft. Ich schau nochmal auf die Uhr, das wird richtig gut. Domi zieht vorbei und läuft nach 01:30:20h ins Ziel. Dort warten schon Viki, Anja und Berthold mit Getränken auf uns. Kurz darauf kommen auch Micha und Ines rein. Es wird kalt, der Körper ist fast leer. Jetzt erstmal ab in die Therme zum regenerieren und die Temperatur wieder etwas hochfahren lassen.
Das hat heute richtig Bock gemacht. Das stimmt zuversichtlich für Hamburg.
Das ist Domis neue Bestzeit. Da können die Schuhe noch so quaggern...