Servus, Daniel! Freut mich, dass du dir ein wenig Zeit nimmst. Was macht das Laufen mit dir?
Also ich würde schon sagen, dass das eine Passion ist, die mir ziemlich wichtig ist. Meine Freizeitgestaltung wird durch diesen Sport stark strukturiert. Die große Kunst dabei ist, die erforderliche Zeit so einzuweben, dass kein negativer Impact auf mein soziales Umfeld entsteht.
Ammergauer Alpen Eine Bergkulisse die sich sehen lassen kann |
Hier in Bayern ist Natur nicht Natur, sondern fast alles Kulturlandschaft, will heißen, es sieht zwar grün aus, ist aber eigentlich gar keine echte Natur. Die ist inzwischen auf ein paar wenige Prozent zusammengeschrumpft. In den Bergen kann man einer ursprünglichen Natur noch am nächsten kommen. Wenn man dann noch auf Strecken abseits der von Seilbahnen und bewirtschafteten Hütten unterwegs ist und man über Stunden keinem Menschen mehr begegnet, entsteht für mich ein exklusives Naturerlebnis. Ich würde behaupten der Sport tritt da sogar in den Hintergrund. Es ist eben einfach meine Art der Fortbewegung in den Bergen.
64km beim Zugspitzultratrail. Ich finde diese Distanz nice. Man bewegt sich bereits deutlich im Ultrabereich aber die Distanz ist für mich noch geeignet wirklich zu Laufen und flott voranzukommen. Da mich immer der böse Verletzungsgeist umweht, werden 70km wohl auch erstmal meine Schallgrenze bleiben. Ich hab‘ damit meinen Frieden gemacht -not.
Bin jetzt nicht der riesen Fan von Trainingsplänen, aber für so einen Ultra geben sie mir als Grundgerüst meines Trainings schon eine gewisse Sicherheit und Struktur. Dieses Grundgerüst male ich dann entsprechend meinen Vorlieben aus. Die größte Aufgabe dabei ist, auch die Hikingfähigkeiten zu trainieren, denn ich bin im Schädel immer mit dem Anspruch unterwegs alles zu Rennen, was bei einem Bergultra für mich aber natürlich nicht durchgängig machbar ist. Also gilt für mich: Einbremsen! Ansonsten, Umfang trainieren, spezifisch trainieren, will heißen: An- und Abstiege, Fahrtenspiele im Gelände, Koordination auf Trails, ans Laufen mit Rucksack gewöhnen, Ermüdungsresistenz verbessern, gezielt ruppige Downhills üben, nachts mit Stirnlampe laufen…
Dinge wie Müll wieder mit nachhause zu nehmen, nix kaputtzumachen, nicht rumbrüllen, etc. setze ich mal als selbstverständlich voraus. Im Winter sollte man grundsätzlich die Wildruhezonen beachten. Da Bergsport immer beliebter wird, ist im Winterhalbjahr auch nach Sonnenuntergang immer mehr in den Bergen los. Sollte ich mal genötigt sein nachts in den Bergen zu rennen, nutze ich eher Strecken die Tagsüber stärker frequentiert wurden. Das hat den Vorteil, dass sich dort weniger Tiere aufhalten die aufgeschreckt werden könnten und nebenbei sind die Trails nach Neuschnee schön gespurt. Jahreszeitenunabhängig sollte man halt generell auf den Wegen bleiben und Serpentinen nicht abkürzen, da sich dort so manch botanische Rarität verbirgt. Ich finde Trailrunning als Bergsport recht naturverträglich, da wir keine Infrastruktur benötigen und keine Spuren hinterlassen. Zudem haben alle Trailrunner, die ich kenne, ein sehr naturpositives Mindset.
Frühling und Herbst. Ich mag die Dynamik der Veränderung, die zu diesen Jahreszeiten in der Natur steckt. Prinzipiell finde ich den Wechsel der Jahreszeiten schon fein, so dass ich jeder Season etwas abgewinnen kann.
Der Selbstauslöser sitzt immer |
Danke fürs Lob, freut mich natürlich, wenn dir die Fotos gefallen. Fotografie war früher eines meiner Hobbies, das lässt sich mit dem Laufen und social Networking gut verbinden, wenngleich man sich beim Laufen natürlich nicht die Zeit nehmen kann Bildausschnitte aufs Feinste festzulegen. Viele meiner Aufnahmen sind aus der Hüfte geschossen, wie gut man darin ist, ist auch ein Stückchen Gewohnheit und Erfahrung. Selbstauslöser-Bilder mache ich mit der Serienbildfunktion und renn‘ dann ein paarmal an der Cam vorbei. Idealerweise sind dann Bilder dabei, wo die Arm- und Beinstellung einigermaßen dynamisch aussieht. Wichtig ist mir, dass die Bilder authentisch sind. Wenn der Laktaktspiegel also gerade Unterkante Gehörgang ist, grinse ich das nicht für Instagram weg, sondern man wird es in meinem Gesichtsausdruck ablesen können.
Kein Stativ dabei... dann hält eben ein Baum her |
Uhhh, da bin ich vermutlich ein schlechter Ratgeber. Ich bearbeite meine Apparatur zwar täglich mit Dehnungen, Blackroll und Massagen. Aber glaub mir, im Kapitel „Auf seinen Körper hören“ gebe ich kein gutes Vorbild ab. Ich versuche mein Training so zu gestalten, dass auf harte Einheiten lockere Einheiten oder ein Pausetag folgen. Die Umsetzung ist mit Training in den Bergen und auf Trails aber schwierig.
Von den beiden Extrema dürfte ich wohl in der Mitte liegen. Selbstkasteiung ist nicht mein Ding. Ich hau mir Schokolade und Bier rein, aber bin jetzt auch keiner der sich generell ungesund ernährt. Ernährung ist ehrlich gesagt nicht mein wichtigster Agendapunkt, aber ich weiß, dass das Thema es eigentlich Wert wäre, ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken.