Servus Olli, cool dass du dir die Zeit nimmst. Wir kennen uns ja jetzt doch schon eine Weile aus der MaliCrew. Aber erzähl den Lesern mal was von
dir. Wie alt bist du? Woher kommst du? Und wie bist du zum Läufer geworden?
Hi! Ich
bin der Olli, befinde mich im zarten Alter von 56 Jahren und bin
in Bayreuth geboren, aufgewachsen und beheimatet. Zum Laufen bin ich
– abgesehen von den ersten Lauferfahrungen als Kleinkind –
während meines Studiums gekommen, als die zahlreichen Genussmittel
und das leckere Essen in der Mensa mein Gewicht und die Klamotten
sprengten. Geholfen hat mir beim Laufeinstieg eine Laufgruppe mit
erfahrenen Marathonläufern. Ich habe mich in meinem Leben schon
immer sportlich betätigt: von Fußball, Tennis, Ski Alpin, Klettern,
Bergtouren, Eishockey, Ski Nordisch, bis hin zum (Renn-)Radfahren
war, bzw. ist alles dabei. Beim Laufen bin ich letztendlich geblieben
– was sicherlich auch mit meinen Erfolgen zusammenhängt.
Aber bist du eigentlich lieber alleine unterwegs oder doch eher gesellig in der
Laufgruppe? Was gibt dir das Laufen?
Teils bin ich gerne alleine unterwegs, zum
anderen schätze ich aber auch das Laufen in Geselligkeit, vor allem
mit den Laufbuddies „unserer“ MaliCrew. Als Läufer ist man ja
grundsätzlich Individualsportler und jeder läuft sein eigenes
Tempo. Deshalb gibt mir das alleine laufen auch sehr viel Freiheit:
den Kopf frei zu bekommen („Kopf aus – Beine an“),
abzuschalten, meine eigene Distanz, Strecke oder das Tempo frei zu
bestimmen, die Natur zu genießen, einfach draußen zu sein oder
meine eigene „Laufmucke“ während des Laufens zu hören. Das
Laufen gibt mir aber auch das Gefühl von Fitness und die Freude an
der Bewegung an sich.
Man sagt ja, dass jeder Lauf zählt, egal wie lang er ist. Außer
beim Streak, da muss es mindestens eine Meile sein. Was ist denn
deine Lieblingsdistanz?
Eine bestimmte Lieblingsdistanz gibt es für
mich nicht – ich bin auf allen Strecken gerne abwechselnd
unterwegs: von kurzen, knackigen Läufen wie zum Beispiel beim
Bahntraining oder auch bei „Langen Läufen“ im Rahmen einer
Marathonvorbereitung. Da ich mich zur Zeit vorwiegend
Duathlon-Wettkämpfen widme, liegen die Laufdistanzen eher im
mittleren Bereich, d.h. Lange Läufe über 30k sind hier eher nicht
nötig. Ultraläufe habe ich dagegen noch nicht absolviert und auch
nicht geplant. Das ist nichts für mich – die Marathondistanz
reicht.
Und die Frage aller Fragen: Ruhiger Dauerlauf oder doch lieber ballern auf der Bahn?
Das „Ballern“ auf der Bahn macht mir
eindeutig mehr Spaß, weil man hier seine Grenzen besser ausloten
kann.
Mit der Antwort hatte ich gerechnet 😀. Und wie steht es um deine Bestzeiten und Erfolge?
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Training zahlt sich aus und im Winter geht's eben auf die Rolle |
Meine Bestzeiten sind schon ein paar Jahre
her und aufgrund meines nun doch schon fortgeschrittenen Alters wohl
nicht mehr zu toppen:
Marathon: 2:58:15 Std. (Lanzarote, ESP,
2017)
Halbmarathon: 1:22:54 Std. (Beirut, LBN,
2017)
10k: 36:24 min. (Kersbach, GER, 2018)
3000m: 11:15 min. (DSV-Challenge, Bayreuth,
GER, 2021)
Bayerischer Meister Duathlon 2021 (Sprint) AK M55
Oberfränkischer Meister Crosslauf 2020 AK M55
Oberfränkischer Meister 10k 2021 AK M55
Stadtmeister Bayreuth 2021 über 10km
Lanzarote-Marathon 2017 Platz 1 AK M50
SalomonTrails4Germany Kulmbach 2017 Platz 1 Senior Masters
Almaty-Marathon 2018 Platz 1 AK M50
Desert-Eilat-Marathon 2015 Platz 1 AK M50
Schliersee-Halbmarathon 2020 Platz 1 AK M55
Kiew-Halbmarathon 2019 Platz 1 AK M55
Beirut-Halbmarathon 2017 Platz 1 AK M50
Wow, das kann
sich echt sehen lassen. Wie hast du das alles erreicht?
Erreicht habe ich meine Bestzeiten durch
kontinuierliches und permanentes Training das ganze Jahr über, wobei
das Training nicht immer einer Struktur oder einem Plan folgt.
Während meiner über 17-jährigen Erfahrung von über 140
Wettkämpfen habe ich zum Beispiel meine Marathonvorbereitung „im
Gedächtnis“, verfolge dabei immer einer 12-wöchige Vorbereitung
und versuche, sieben bis acht Lange Läufe einzubauen und die
wöchentlichen Umfänge und Tempi zu steigern. Die Bestzeiten auf den
Mittel- bis Unterdistanzen sind Folge des mitunter harten
Bahntrainings.
Du bist krass fit, lässt manchen Mittzwanziger stehen, und räumst
in deiner Altersklasse des öfteren ab. Letztes Jahr kam dann auch
was von der DTU rein. Wie kam es denn dazu?
Die Nominierung für die
Altersklassen-Nationalmannschaft für die Duathlon-EM kam nach meinem
ersten Duathlonwettkampf in Hörmannsdorf zustande. Für den Duathlon
habe ich mich entschieden, da ich kein Wettkampfschwimmer bin und
lieber das mache, worin ich gut bin. Bei dem Duathlonwettbewerb in
Hörmannsdorf habe ich mich als Zweitplatzierter meiner AK direkt für
die AK-Nationalmannschaft für die EM qualifiziert.
Glückwunsch😊! Und wie fühlt sich das an? Wie sieht deine Vorbereitung aus?
Trainierst du strikt nach Plan oder eher nach Gefühl?
Die Nominierung für die
AK-Nationalmannschaft fühlt sich für mich grandios an: es ist für
mich eine Ehre, unsere Nationalfarben bei einer EM oder WM
international zu vertreten. Das ist natürlich auch Verpflichtung,
permanent zu trainieren und dafür alles zu geben.
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2022 geht's für Olli zur Duathlon EM |
Strikt nach Plan
trainiere ich dabei nicht: ich versuche dabei, zwischen Lauf- und
Radtraining zu wechseln, ab und zu Koppelläufe durchzuführen,
Alternativtraining wie zum Beispiel Skating im Winter zu betreiben
und regelmäßig Stabi-Training zu machen. Ich vertraue dabei auch
auf mein Gefühl und versuche, auf meinen Körper zu hören. Ich
weiß, dass ich dabei manchmal überziehe und unvernünftig bin, was
das Training anbelangt. Als Folge davon muss ich mit diversen
Verletzungen meinem Körper Tribut zollen. Zu einer guten
Lebensführung gehört für mich auch auf die für Leistungssportler
wichtige gesunde Ernährung zu achten: viel Obst und Gemüse, wenig
bis selten Fleisch, ab und zu Fisch, wenig Zucker und nach harten
Einheiten Porridge oder Müsli mit Beeren. Selten bis gar kein
Alkohol und Nichtrauchen versteht sich von selbst.
Welchen Ausgleichssport treibst du? Und wenn's hier und da mal
zwickt, was machst du dann?
Als Ausgleichssport betreibe ich
Rennradfahren, im Winter Skating und ein Athletikprogramm zur
Körperstabilisation. Bei Verletzungen fühle ich mich bei einer
bekannten Sportmedizinerin in sehr guten Händen. Dies gilt auch für
regelmäßige Physiotherapie bei meinem vertrauten Physiotherapeuten.
Musstest du schon Rückschläge einstecken? Wie bist du damit
umgegangen?
Ja, Rückschläge gehören im Leistungssport
dazu: ich hatte bereits mehrere Ermüdungsbrüche, mit einem bin ich
sogar schon mal einen Marathon gelaufen, ohne dass ich es wusste. Ein
Arzt hatte eine Fehldiagnose gestellt. Ein weiterer Ermüdungsbruch
führte zu einer Zwangspause vom Sport von einem Dreivierteljahr. Die
lange Zeit ohne Sport war für mich katastrophal: zum Einen die
Laufbuddies vom Verein trainieren zu sehen und die
Wettkampfteilnahmen mitzubekommen, an denen ich selbst gerne
teilgenommen hätte und zum Anderen die Ruhe- und Rastlosigkeit ohne
Sport, der für mich einen wichtigen – wenn nicht sogar den
wichtigsten – Lebensinhalt darstellt. Der Umgang mit der
Verletzungspause führte mich zu der Erkenntnis, dass es auch ein
Leben ohne Sport geben muss und habe für mich deswegen auch andere
Hobbies entdeckt.
Trotz diesen Rückschlägen hast du viel erreicht. Welche Ziele
hast du noch vor Augen?
Zum Einen das Ziel, noch möglichst lange im
Alter fit und gesund zu bleiben und mich so lange wie möglich
sportlich zu betätigen; zum anderen brennt in mir immer noch das
Feuer, an Wettkämpfen teilzunehmen und mich mit anderen Sportlern
meiner AK zu messen. Wenn dabei noch die eine oder andere
Podestplatzierung herausspringt, ist die Motivation für weitere
Wettkämpfe gegeben.
Allerbesten Dank für das Interview Olli 😉. Und was willst du uns zu guter letzt noch mit auf den Weg geben?
Bei Rückschlägen nie aufzugeben: „Weiter,
immer weiter!“ Sich selbst Ziele zu setzen, die objektiv zu
schaffen sind und sich durchzubeißen, sei es in Wettkämpfen oder
auch während harter Trainingsphasen, wenn man dabei an sich selbst
zweifelt. Ausdauersport findet zu einem großen Teil im Kopf statt,
deshalb ist es sinnvoll, sich mit Mentaltraining und Renntaktik zu
befassen. Bei all dem ganzen Wettkampfcharakter sollte man dabei aber
auch nie den Spaß verlieren: wir sind alle keine Profis, machen das
letztendlich aus reinem Selbstzweck. Dabei helfen Laufbuddies und ein
cooler Verein, in dem man sich wohlfühlt.