
Die Säuger unserer Felder, Wiesen und Wälder kommen schon lange nicht mehr nur dort vor. In vielen Städten haben sich die Tiere, aufgrund des Lebensraumverlusts auf dem Land, neue Lebensräume erschlossen. So ist es nicht unüblich dass Igel in unsere Gärten kommen und nach Nahrung, bzw. nach einem Winterquartier Ausschau halten, Rehe sich zwischen unsere Gartenbäume verirren und nach heruntergefallenem Obst suchen, oder gar Wildschweine und Füchse in den Straßen und Parks von Großstädten wie Berlin unterwegs sind. Selbst Friedhöfe werden, aufgrund der Strukturen, gerne als neue Heimat für viele Tiere angenommen. Beim Laufen sehen wir Biberrutschen, das sind die vom Biber ausgetretenen Pfade an Hängen herunter, die er immer wieder aufs neue nutzt, um ins Wasser zu gelangen. Wir sehen auch die Ricke mit ihren Kitzen am Waldrand und den Feldhasen, wie er über die Äcker rennt, sowie Eichhörnchen die Bäume hinaufkletternd. Viele Tiere wurden durch Bejagung ausgerottet, einige kommen aber nach und nach zurück. So wurden unter anderem im Pfälzer Wald, im Harz, sowie im Fichtelgebirge Luchse ausgewildert. Viele der pinselohrigen, größten Europäischen Katze leben auch im Bayerischen Wald. Auch der Wolf kehrt in unsere Wälder zurück. Diese beiden scheuen Bewohner der Wälder wird man aber wohl eher nicht zu Gesicht bekommen. Mehr Infos zu unseren Säugetieren gibt es beim NABU.
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Rehe sind oft am Waldrand zu beobachten |
Das Reh war Wildtier des Jahres 2019. Es kommt vom dichten Wald, bis zur offenen Feldflur, Wiesen und strukturreichen Heckenlandschaften in vielen Ecken der freien Wildbahn vor. Nach der Paarung im Juli beginnt das befruchtete Ei erst im November zu wachsen, sodass die Kitze im Mai, wenn die äußeren Bedingungen wie Temperatur und Nahrungsangebot besser sind, zur Welt kommen. Die Böcke, die im Gegensatz zur Ricke ein kleines Geweih tragen, legen durch Scharren Waldboden frei. In diesen offenen Stellen können viele Baumsamen besser Keimen. Auch für Vögel sind Rehe wichtig: mit dem ausgefallenen Winterfell polstern viele Arten ihre Nester aus.
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Eichhörnchen tragen zum Aufbau des Waldes bei, da sie einige als Winterfutter versteckte Samen nicht wiederfinden |
Das Eichhörnchen ist bekannt für die spitzen Ohren und den charakteristischen, buschigen Schwanz. Dieser dient zum Steuern und Balance halten und kann übrigens bis zu 20cm lang werden. Somit ist er fast so lang wie der Körper. Außerdem dient er zur Kommunikation mit Artgenossen und zur Thermoregulation. Eichhörnchen ziehen sich gerne in ihre Baumnester, die Kobel genannt werden, zurück. Von denen haben sie oft mehrere. Zur Nahrung der Tiere zählen Früchte und Baumsamen, aber auch Vogelnester werden gelegentlich geplündert. Zum Winter hin fressen sich Eichhörnchen nicht wie andere Tiere viel Winterspeck an, sondern verstecken Früchte im Waldboden und suchen sie dann bei Bedarf wieder auf. Wo es viele Füchse gibt, gibt es auch viele Eichhörnchen, da die Füchse zum Vorteil der Eichhörnchen Marder dezimieren.
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Aus vielen Märchen, Sagen und Fabeln als Meister Lampe bekannt: der Feldhase |
Der Feldhase wird bis zu 70cm lang. Während Kaninchen Höhlen bauen, legt sich der Hase zum ruhen in die Sasse, eine ausgescharrte Mulde. Wenn Gefahr droht, ist er allerdings alles andere als ruhig. Dann kann er sich mit bis zu 80km/h vom Acker machen. Wenn er dann noch seine Haken schlägt, schüttelt er Verfolger meist erfolgreich ab. Er muss auch schnell sein, denn unter anderem mit Wildschweinen, Füchsen und Greifvögeln, hat er viele Feinde. Im Frühjahr finden sich viele Hasen zu sogenannten Hochzeitsgesellschaften zusammen in denen es tagsüber zu Verfolgungsjagden kommt. Dieses Verhalten dient der Paarfindung. Die Paare bleiben dann das ganze Jahr zusammen.
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Laubhaufen sollte man den Winter über für den Igel liegen lassen. Zufüttern geht bis Spätherbst mit Katzenfutter und Haferflocken in Ordnung |
Der Igel ist Einzelgänger und überwiegend in der Nacht aktiv. Beim Mittagslauf trifft man ihn also eher unwahrscheinlicher an, als bei der Abendrunde. Auch der Igel kommt immer mehr im Siedlungsbereich vor und folgt dem Mensch in die Städte, wo er Unterschlupf und Nahrungsangebot findet. Igel ernähren sich von Käfern, Schnecken und Larven, sind also keine Vegetarier. Leider fehlt es dennoch in vielen Gärten an genau diesem Angebot an Nahrung und Versteckmöglichkeiten, da viele Gärten mit Schotter und englischem Rasen verunstaltet sind. Wer eine Anleitung für einen igelfreundlichen Garten möchte, schaut beim
LBV vorbei. Wer einen Igel findet und nicht weiß, wie er sich verhalten soll, kann sich dort ebenfalls
schlau machen.
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Der Rotfuchs ist der einzige Vertreter der Füchse in Mitteleuropa. |
Der Rotfuchs kommt von den Gebirgen bis hin zum Wattenmeer in allen möglichen Lebensräumen vor. Im Wald, aber, durch Lebensraumverlust, auch teils in der Stadt ist er anzutreffen. Der Fuchs ist äußerst lern- und anpassungsfähig, daher ist er auch bei der Nahrungssuche nicht allzu wählerisch: Insekten, Mäuse, Obst, Vögel, Haustierfutter und Aas stehen auf der Speisekarte von Reineke, der sich im übrigen auch gerne mal eine Behausung mit Grimbart, dem Dachs, teilt. Die Fähe gebiert vier bis sechs Junge und verlässt in den ersten Wochen selten den Bau. Dann versorgt der Rüde in bewährter Jäger und Sammler Manier den Nachwuchs. Nach drei bis vier Wochen verlassen die Jungen den Bau und lernen durch Spielen wichtige Verhaltensweisen für die Jagd und die Rangordnung bildet sich heraus.
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König des Waldes: der Rothirsch ist nach dem Elch die größte europäische Hirschart |
Der Rothirsch ist nicht mit dem Damhirsch zu verwechseln, denn dieser hat ein schaufelartiges Geweih. Man wird den scheuen Waldbewohner aber ohnehin kaum zu Gesicht bekommen, die Brunftschreie sind allerdings nicht zu überhören. Ursprünglich ein Wiesentier, drängte der Siedlungsbau und die Jagd den Hirsch immer weiter in den Wald. Auch Wanderungen zwischen Winter- und Sommergebieten waren früher typisch. Durch Zerschneidung ihres Lebensraumes und die dadurch entstehenden Inselhabitate wird das Tier immer mehr abgeschnitten. Hirsche fressen deshalb von Gräsern über Baumrinde, Knospen und Triebe alles, was sie für ihren hohen Nahrungsbedarf brauchen. Das führt zu Waldschäden und dem Konflikt mit Forst- und Landwirtschaft. Bekanntermaßen ein hausgemachtes Problem.
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Die Kelle dient beim Schwimmen als Paddel, im Sommer als Klimaanlage und bei Gefahr haut er damit auf die Wasseroberfläche um seine Familie zu warnen |
Der Biber, oder auch Meister Bockert, war im 19. Jahrhundert europaweit ausgerottet. Dennoch hat sich das gesellig in Familienverbänden lebende, größte Nagetier Europas zurückgekämpft und erobert wieder die Flüsse und Auen. Biber sind Vegetarier. Sie ernähren sich von Rinde, Ästen und Blättern, bauen Dämme und regulieren damit den Wasserstand, sodass der Eingang zum Bau immer unter Wasser liegt. Aber nicht nur das: durch das Aufstauen gestaltet der Biber das Landschaftsbild, renaturiert Auen und schafft so naturnahen Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere , wie z.B. Amphibien, die durch die geringere Fließgeschwindigkeit und die flachen Ufer des aufgestauten Wassers geeignete Laichplätze finden. Außerdem schafft er durch das Fällen von Bäumen Totholz, was wiederum wichtigen Lebensraum für viele Vögel, Säuger und Insekten darstellt.