Welcome Zweitausendvierundzwanzig
Das neue Jahr hat begonnen und Zweitausendvierundzwanzig könnte
einiges interessantes bereithalten. Aber bevor ich mir das neue Jahr
zurechtlegen möchte, will ich kurz einen Blick auf Zweitausenddreiund-
zwanzig werfen. Das hat für mich sehr gut begonnen. Mit dem
Hallensportfest in Fürth konnte ich mal ein wenig Erfahrung bei einem
Bahnwettkampf sammeln. Der Crosslauf in Kemmern lief gut und
genauso der Halbmarathon in Bad Staffelstein, bei dem ich Domi zur
persönlichen Bestzeit pacen durfte. Hier und da ein paar Zipperlein
später konnte ich gemeinsam mit Micha und Chris den Haspa Marathon
in Hamburg bestreiten. Ganz ohne Zielvorgabe was die Zeit betrifft.
Und dennoch sprang für Chris eine neue PB heraus. Wenn ich an die
Stimmung, allein am Hafen und im Wallringtunnel denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Die Vorbereitung für den U.TLW lief sehr gut, auch wenn ich hier vielleicht ein paar Fehler gemacht habe. Als ich dann endlich an der Startlinie meines selbst gesteckten Jahreshighlights stand und ich mich auf den Weg für die vierundfünfzig Kilometer durch den Bayerwald machte, konnte ich nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert. Eine der tollsten Erfahrungen, die ich jemals gemacht habe und die ich nicht missen möchte. Danach stand erstmal Urlaub an. Eine Woche Inzell, eine Woche Polen. Masuren, Danzig, Sonne und Meer. Entspannen. Hier bemerkte ich aber schon, dass etwas nicht stimmte. Die ersten Kilometer meiner Läufe entlang der Ostsee und durch die Wälder in den Masuren liefen immer sehr zäh und die Achillessehnen fühlten sich sehr steif an. Das ging soweit, bis es sich über die ganzen zehn Kilometer eines Laufs durch Danzig zog. Also Pause machen. Der Körper hatte sich das auch wirklich mal verdient. Doch es wurde auch danach nicht wirklich besser. Eher noch etwas schlimmer, denn auch einiges an Stress und Infekte kamen dazu. Der Kopf war nicht mehr frei und ich konnte das Laufen nicht mehr so richtig genießen. Dabei hatte ich doch noch was vor in Zweitausenddreiundzwanzig. Erst konsequente Übungen wie Wadenheben, tägliches dehnen, eine Unterstützungssocke beim Laufen und beim Wandern, sowie einige Salben und Massagen konnten die Symptome lindern. Auch ein wenig in Meditation habe ich mich versucht, um den Kopf zu beruhigen. Ich bin wieder recht gut in Form gekommen. Bei unserer MaliCrew Staffel des Gealan Triathlon in Hof konnte ich zu meiner Überraschung eine sub vierzig auf die zehn Kilometer laufen und beim Kapellenlauf in Vorra stand ich über die zehn Kilometer gar als Dritter gesamt auf dem Podest. Ich konnte den Halbmarathon am Hockenheimring in einer Stunde dreißig und ein paar Sekunden finishen. Eigentlich wollte ich hier zwar nochmal versuchen, meine HM Bestzeit nach unten zu schrauben, das war aber schon Wochen vorher aufgrund des fehlenden Trainings gar nicht absehbar gewesen. Die Zeit war mir dann eigentlich egal geworden. Ich wollte einfach gut durchkommen und wieder Spaß am Laufen haben. Die ersten Kilometer verstrichen dennoch sehr zäh, obwohl ich mittlerweile keine Beschwerden mehr hatte. Und dennoch war der Kopf noch nicht wieder ganz so weit. Ab Kilometer acht war ich dann drin. Ich konnte mein Tempo gut laufen, merkte aber weiter, dass mir das Training fehlte. Ich war absolut zufrieden mit dem Ergebnis, denn das Jahr schien sich sportlich trotzdem noch gut zu verabschieden. Meine Form kam langsam zurück und ich fand wieder die Freude am Sport. Ein paar Wochen, einen Infekt und erneute Schmerzen in der Achillessehne später, war ich jedoch wieder fast am Anfang. Gegen Ende des Jahres kam dann nochmal Corona dazu und der Silvester- und Neujahrslauf durch unsere Wälder fielen leider flach. Aber warum erzähle ich das alles? Sind das nicht irgendwie alles first-world-problems? Eigentlich war das Jahr doch gar nicht schlecht. Ich habe meinen ersten Ultratrail gefinisht, stand bei zwei Wettkämpfen auf dem Podest. Ich hatte viele tolle Momente mit Freunden und meiner Familie, tollen Urlaub und ich habe viele interessante Bücher gelesen und viel dazugelernt. Und ich habe auch wieder einiges über mich selbst und das Leben gelernt... Sich Ziele zu stecken ist gut. Der Mensch braucht eine Aufgabe und Ziele. Im Sport, privat, oder im Job. Ohne Aufgaben und Ziele, ohne den Wunsch neue Wege zu gehen, auch wenn sie schon Tausende vorher gegangen sind, kommen wir nicht
vorwärts und traben auf der Stelle. Und auf der Stelle zu traben heißt
nunmal leider rückwärts zu gehen. Aber muss es jedes Jahr ein neuer
persönlicher Rekord sein? Müssen wir unsere Erfolge aus dem letzten
Jahr wirklich immer übertreffen? Reicht es nicht schon aus, wenn wir uns
einfach neue Ziele setzen ohne dabei über uns hinauswachsen zu
wollen? Reicht es nicht aus, einfach neue Erfahrungen zu sammeln ohne
dabei schneller, höher, weiter hinauszukommen?
Für Zweitausendvierundzwanzig werde ich mir keine Bestzeit
vornehmen, ich werde mir keinen Kilometer oder Höhenmeterrekord
vornehmen. Klar werde ich weiterhin laufen gehen. Und ja, manchmal
werden es Sonntags wohl auch mal vier oder fünf Kilometer mehr, als ich mir vorgenommen habe. Aber weil es sich eben so ergibt, und das ist dann auch voll okay. Und ja, ich werde auch den ein oder anderen Wettkampf laufen. Aber gezielt auf eine Zeit hinzutrainieren wird nicht vorkommen und wenn sich eine gute Zeit ergeben sollte, ist das ebenfalls voll okay. Ich werde auch keine sechzig oder siebzig Kilometer laufen. Und ich werde auch keinen Marathon auf der Straße mehr laufen. Ich werde mich wieder mehr an den Jahren vor Zweitausenddreiundzwanzig orientieren. In denen ich Laufen gegangen bin, um des Laufens Willen und nicht um den Willen eines neuen Rekords. In denen ich just for fun ins Fichtelgebirge gefahren bin um ein wenig über Stock und Stein zu rennen. In denen ich meine Intervalle ohne Druck gelaufen bin und in denen ich den Kopf frei, und deshalb auch keine Beschwerden und Infekte hatte. Ich werde mich wieder mehr an den Läufen mit Micha orientieren, in denen wir uns verlaufen haben, und deshalb mit mehr Kilometern als geplant nach Hause gekommen sind. Das waren mit die besten Longruns. Dann sollte es auch wieder klappen mit dem Spaß und dem freien Kopf. Vorbereitung ist gut und wichtig, gerade wenn man sich große Ziele gesteckt hat. Das sollte man nicht außer Acht lassen. Und dennoch sollten die Ziele und Aufgaben gut ausgesucht sein und ohne Druck angegangen werden. Und wenn es nichts wird mit dem Ziel? So what.., Vor Jahren habe ich gelernt auf das zu achten was ich habe, nicht auf das war mir fehlt. Vielleicht habe ich das in Zweitausenddreiundzwanzig etwas vernachlässigt. By the way: ich denke, man kann das alles auch auf andere Bereiche des Lebens, als nur auf den Sport beziehen. Und Zahlen sind manchmal eben doch nicht alles...
...Welcome Zweitausendvierundzwanzig