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Wiesent Challenge 2024

Ich geh in die dritte Runde und bis jetzt fühlt sich alles ganz gut an.

Die Beine sind fit. Der Puls könnte einen Zacken niedriger sein, aber ist

jammern auf hohem Niveau. Der Himmel spielt auch mit.

Ein wunderschöner Sonnenuntergang während ich hier unten in

Thiergarten meine Runden drehe. "Sieht ganz gut aus, Matze!" ruft mir

Micha von der Wiese aus zu. Nach dem Berlin Marathon hält er die Beine

heute still und nutzt die Gelegeheit um mit den Hunden hier ein wenig

spazieren zu gehen und mir etwas mentalen Beistand zu leisten, während

ich heute nochmal fünf Kilometer zum Durchspülen und laufe.

Am Donnerstag ist Wiesent-Challenge. Die geht auch schon in die dritte

Runde. Ich freu mich auf diesen 10 Kilometer Panoramalauf in der Fränkischen Schweiz. Auf seine beiden giftigen Rampen, die Siedlung hoch und den Anstieg zur Burg. Auf den Ausblick vom höchsten Punkt der Strecke und das Stimmungsnest in Nankendorf. Auf den lang gezogenen Radweg entlang der Wiesent, zwischen den Felsen der Fränkischen Schweiz. Auf das hammermäßige Stimmungsnest am Fuße der Burg, das einen jedes Jahr den Hügel zu ihr hinauftreibt, der wohl einer der fiesesten bei 10 Kilometer Läufen in der Region ist, aber wohl auch der mit dem meisten Charme. Auf die letzten drei Kilometer auf denen man nochmal die Zähne zusammenbeißt und versucht vielleicht noch ein, zwei Plätze gutzumachen. Auf den Zieleinlauf den man schon so laut aus der Ferne hört. Auf den Finisherpark mit Proteinriegeln, Fachgesimpel und fröhlichen Gesichtern. Ich geh auf den fünften Kilometer. Mein Atem ist gleichmäßig und der Sonnenuntergang wird immer schöner. Ich liebe das hier unten. Wenn die Sonne so tief wie jetzt steht und hinten am Waldrand untergeht lohnt sich das Training hier jedes Mal, schon allein der Aussicht wegen. Das war ein guter Abschluss in der Vorbereitung. Kurz nach mir ist auch Viki mit ihren fünf Kilometern fertig. Auch für sie war das nochmal ein guter Reiz sind wir uns sicher. Jetzt noch eineinhalb Tage Erholung, dann fällt am Donnerstag um 13:00 Uhr der Vorhang...

Wir kommen gegen 11:00 Uhr in Waischenfeld an und sind früh genug da um einen Parkplatz an der Burg zu bekommen.

10 Grad, leicht bewölkt. Die Bedinungen könnten besser nicht sein. Auf dem Weg nach unten in den Ort wird uns erneut schnell klar, dass wir diesen Berg sehr bald schon wieder hinauf dürfen. Jedes Jahr aufs Neue eine harte Nummer für sich. Die Startnummernausgabe geht wie gewohnt schnell und man trifft die ersten bekannten Gesichter unter den 700 Starterinnen und Startern, die es in diesem Jahr sind. Einige mehr als im Jahr zuvor. Die Challenge macht sich einen Namen. Neben dem 1.000m Kids-Lauf, dem 10km Hauptlauf und der 2x5km Staffel, sowie der Nordic-Walking Runde gibt es in diesem Jahr zur Eröffnung auch einen 400m Inklusionslauf für Menschen mit und ohne Handicap. Richtig tolle Sache. Natürlich lassen wir uns keinen der Starts entgehen und sind begeistert wieviel bereits jetzt im Ort los ist. Gegen 12:20 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Kleiderabgabe. Umziehen und auf zum Treffpunkt zum obligatorischen MaliCrew Gruppenfoto. Zum Start bleiben noch 15 Minuten. Reicht zum Aufwärmen. Mein letzter 10km Wettkampf liegt mittlerweile über ein Jahr zurück. Gut oder schlecht? Egal! Spaß soll's machen. Sag ich immer wieder. Der Rest kommt von alleine. Viki, Berthold, Dani, Jaro, Denis, Johannes, Tina, Susi. Alle da, alle happy, alle haben Bock. Passt. Wir reihen uns ein und der Sprecher fängt an runterzuzählen. Wieder die kurze                                                                                                          Frage aller Fragen, die sich in den Kopf schleicht "warum macht man                                                                                                         sowas eigentlich immer wieder?!". Bäng! und ab geht das! Keine Zeit für                                                                                                     dumme Fragen die im Kopf rumspuken. Muss die Siedlung hoch und das                                                                                                 Stimmungsnest aufsaugen. Jaro, Berthold und ich laufen gemeinsam los                                                                                                   und das Feld zieht gleich gut an. Ein großer Trupp der hier vorne wegläuft.                                                                                                 Das Feld ist seit letztem Jahr wohl nochmal eine Nummer stärker                                                                                                                 geworden. Nach einem Kilometer gehts die erste Rampe empor. Wir                                                                                                           kommen den Berg zur Siedlung gut hoch, überall sind motivierende                                                                                                           Sprüche auf den Boden gemalt. Waischenfeld ist kreativ. Nachdem sich                                                                                                     dieser erste Test seinem Ende neigt kommen wir endlich am ersehnten großen Stimmungsnest an. Banner, Tröten, Trommeln, und feierlustige Waischenfelder zaubern uns das erste dicke Grinsen des Wettkampfs ins Gesicht und die erste Gänsehaut auf die Arme. Hier wird man den Hügel gar hochgezogen und das letzte Stück des Anstiegs bis auf den Panoramaweg noch hochgeschoben. Die Siedlung steht Kopf und treibt uns an. Oben angekommen geht es bei schönstem Ausblick am Waldrand entlang Richtung Nankendorf. Das letzte steile Stück zur Mühle runter versuche ich alles locker zu machen was geht und das Tempo und den Ansporn des nächsten Stimmungsnestes auf den Radweg zurück nach Waischenfeld mitzunehmen, solange ich kann. Ich hab bergab zwei Plätze gutgemacht. Das Feld hat sich aber bereits ordentlich auseinandergezogen und ich sehe ein, dass ich nur noch schwer zu den nächsten aufschließen kann. Und da kommt sie wieder. Die innere Stimme die mir sagt, dass Platzierungen und Zeiten nicht immer alles sind. Bis hierher lief das doch richtig gut und das ist auch eigentlich schon ausreichend. Alles was noch kommt ist wie so oft einfach Bonus. Es kommt Kilometer fünf und der Läufer vor mir biegt zur Staffelübergabe ab. Passt, wieder einen Platz nach vorne gerutscht. Bonus. Es geht weiter und die Beine spielen mit. Mein Atem ist gleichmäßig. Wie in Thiergarten. Wie in den letzten Wochen in denen ich wieder gemerkt habe, dass das Training der letzten

Monate richtig Früchte trägt. Dass es sich lohnt, den Kopf nicht in den

Sand zu stecken sondern dranzubleiben, auch wenn es manchmal zäh ist.

Wie bei allem im Leben. Weil eben auch richtig viel Kopfsache ist.

Als ich mich dem Ortsrand von Waischenfeld nähere steigt die Vorfreude

in mir auf. Mein Happy Place kommt näher, nicht mehr weit. Als es die

kleine Erhebung nach dem Ortseingang hinauf geht höre ich die ersten

Rufe, die immer lauter werden, sowie die ersten Glocken, Trillerpfeifen und

was auch immer da solchen Lärm macht. Ich laufe über die Kuppe und

stelle fest, dass hier von Jahr zu Jahr mehr los ist. Ich liebe es hier

reinzulaufen. Diese letzte kleine Senke bevor es hinauf zur Burg geht ist ein einziger Stimmungssee, in dessen Wellen man sich einfach tragen lässt. Für einen kurzen Moment gibt es nichts ausser das hier. Über die letzten sechs Kilometer habe ich diesen einen Moment am meisten auf mich zukommen sehen. Wenn ich an die Wiesent-Challenge denke, denke ich meist mit Gänsehaut als erstes an die Party am Fuße der Burg. Es geht rechts herum und der Serotonin-Adrenalin-Endorphin-und-was-es-nicht-alles-gibt-Cocktail bahnt sich den Weg aus meinem Kopf, über meine Gesichtsmuskulatur die jetzt ein zweites breites Grinsen bildet, weiter über meine Arme die sich ausstrecken um den Menschen hier meinen Dank zu zeigen, direkt in meine Beine die heute nochmal alles mobil machen um diesen einen letzten fiesen Uphill zu meistern und mit Blick auf die Runde durch den Burghof die Vorbereitung für den letzten Abschnitt steil herunter und auf die letzten drei Kilometer anzugehen. Ich komme wieder am Fuße der Burg an und höre schon den Zielbereich. Ein Haken muss noch geschlagen werden und dann nochmal drei Kilometer im flachen. Einen Platz kann ich noch gutmachen. Bonus. Dann ist der Nächste zu weit weg. Was soll's. Ich halte mein Tempo, laufe auf die letzten zwei, dreihundert Meter und höre das Ziel. Noch ein kleines Stück, dann kurz links    rum und auf die Brücke. Ab durch den Zielbogen und die Hände auf die Knie zum durchatmen. Mein Atem ist immernoch                                                                                                           gleichmäßig, nur schneller. Ich komme tatsächlich sogar an meine Zeit                                                                                                       aus 2022 ran. Brauche nur zwei oder drei Sekunden länger. Allerdings ist                                                                                                   das Feld zu stark um in der Altersklasse aufs Podest zu laufen. Es bleibt                                                                                                     der vierte Platz. Was soll's. Dafür geht es mit Denis und Berthold in der                                                                                                       Teamwertung als Drittplatzierte aufs Treppchen. Bonus. Ich freu mich                                                                                                         aber erstmal auf den Finisherpark mit Proteinriegeln, Fachgesimpel und                                                                                                     fröhlichen Gesichtern. Danke Waischenfeld für die tolle Party! Es wird                                                                                                         wieder ein Fest, wenn die Wiesent auch im nächsten Jahr zur Challenge                                                                                                     ruft und das Ufer des Stimmungssees bereit steht, uns alle auf die Burg                                                                                                    zu treiben.

Fotos: Torsten Böhner

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