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Interview mit Nicole Ketzler

Hallo Nicole, freut mich sehr, dass das hier klappt. Wie läuft's denn bei dir? Freust du dich schon auf den Berlin Marathon?

 

Hallo Matthias, danke für die Einladung. Bei mir läuft es zurzeit sehr gut. Das Training macht Spaß und die Fortschritte sind super. Berlin kann kommen!

 

 

                                                                           Das liest man doch gerne 😉. Wie und wann bist du eigentlich zum Laufsport                                                                                           gekommen? Und welchen Einfluss hat das Laufen auf dein Leben?

 

                                                                      Ich habe vor ca. 14 Jahren das Laufen durch Zufall für mich entdeckt. Vorher dachte ich                                                                          über 10 Jahre lang, dass Laufen „einfach nichts für mich“ ist. Ich habe es immer mal                                                                                wieder probiert, aber war jedes Mal nach wenigen hundert Metern völlig aus der Puste                                                                          und sah aus wie ein Krebs mit Sonnenbrand. Heute weiß ich, dass ich damals einfach

                                                                      immer viel zu schnell losgerannt bin. Aber sowas sagt einem ja keiner ;). Laufen ist für                                                                            mich sehr viel - sportliche Betätigung, Me-Time, Grenzen ausloten, Abschalten,                                                                                      Rauskommen und ein Ventil für sämtliche Emotionen. Wenn ich laufen kann, bin ich                                                                                ausgeglichener – und das kommt auch meinen Mitmenschen zugute ;).

 

 

Hast du nur das Laufen für dich entdeckt? Oder betreibst du auch andere Sportarten, wie Kraftsport oder sonstiges?

Eine weitere Leidenschaft neben dem Laufen ist auf jeden Fall der Kraftsport,

insbesondere der Kraftdreikampf (oder neudeutsch „Powerlifting“). In dieser

Sportart habe ich einige Jahre sehr leistungsorientiert trainiert und einige

Titel bis hin zur Weltmeisterin erkämpfen können. Ansonsten liebe ich es,

Wandern zu gehen und zu Klettern. Auch bei einer schönen Radtour bin ich

sofort dabei. Einen Triathlon habe ich auch schon mitgemacht. Bisher nur

einmal, aber da möchte ich irgendwann gern nochmal eine längere Distanz

in Angriff nehmen. Allerdings ist Wasser leider nicht so mein Element,

da fühle ich mich eher wie eine Bleiente, statt wie ein Fisch.

 

Du bist Selbstständig und hast, wie du sagst, einen Kitafreien Wirbelwind zuhause😊. Wie kombinierst du das Laufen mit dem Nachwuchs? Wie schaufelst du dir Zeit für das Marathontraining frei?

 

Ich habe das Glück, dass mein Mann und ich selbständig sind. Wir beide arbeiten von Zuhause aus und können uns unsere Arbeitszeit und die Kinderbetreuung frei einteilen. Diese Flexibilität ermöglicht es uns, Freiräume zu nehmen, die wir bei einem 9-to-5 Job so nicht realisieren könnten. Dafür bin ich sehr dankbar. Alle paar Wochen sind wir außerdem bei den Großeltern, die uns dann auch super unterstützen.

 

Hast du auch während der Schwangerschaft Sport getrieben? Auf was sollte man da achten?

 

Gelaufen bin ich während der Schwangerschaft nicht, das hatte aber andere Gründe. Da ich in den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft in Österreich gearbeitet habe, war ich aber oft in den Bergen unterwegs und habe auch mit Bauch noch so einige Höhenmeter beim Wandern gesammelt. Zudem habe ich bis kurz vor der Geburt weiterhin Krafttraining gemacht. Tipps zu geben finde ich schwierig, da diese Situation sehr individuell ist und die Risiken für jede Frau und in jeder Schwangerschaft andere sind. Es ist aber auf jeden Fall wichtig, sehr gut auf seinen Körper zu hören und mit der Hebamme und/oder dem Arzt abzuklären, was man machen kann und worauf man achten sollte.

 

Und wenn man dann wieder einsteigt... Was ist das für ein Gefühl endlich wieder die Schuhe schnüren zu können?

Ich habe nach der Geburt relativ lange gewartet, bis ich wieder mit dem Laufen begonnen habe. Als ich dann nach insgesamt 18 Monaten Pause zum ersten Mal wieder die Laufschnüre geschnürt habe, war es eine Mischung aus Vorfreude und leichter Angst. Ich wusste nicht, wie lange ich überhaupt laufen kann und war mir sicher, immer wieder Gehpausen einlegen zu müssen. Als ich dann aber tatsächlich direkt 6km durchgelaufen bin, war meine Euphorie kaum zu bremsen. Das Feuer war wieder entfacht :).

 

                                                                           Klingt für mich wie ein Runner's High nach "nur" 6km. Sehr cool 😊. Wie kommt man                                                                             nach einer Schwangerschaft wieder zu alter Form zurück?

 

                                                                       Das Wichtigste: es langsam angehen lassen und viiieeel Geduld ;). Je nachdem, wie                                                                               lange man pausiert hat, ist es im Grunde nicht viel anders als bei jedem anderen                                                                                     Laufeinsteiger auch. Die Erfahrung, die man mitbringt, hilft allerdings sehr, sodass man                                                                         nicht jeden Anfängerfehler noch einmal mitnehmen muss. Bei mir hat es nach der                                                                                   Schwangerschaft tatsächlich sehr lange gedauert, bis ich wieder auf einem Niveau war,                                                                         wo ich die Läufe auch wirklich genießen konnte. Für Fortschritte, die sich sonst nach                                                                               wenigen Wochen Training eingestellt haben, brauche ich im Moment eher Monate. Das                                                                         dämpft natürlich manchmal ein wenig die Motivation. Aber wenn dann wieder ein                                                                                   richtig toller Lauf kommt oder ein Leistungssprung nach längerer Stagnation, geht es                                                                             wieder mit 100% Energie weiter.
 

Dann eher ein Ruhiger Dauerlauf oder doch lieber was schnelles? Allein oder in Gesellschaft? Was macht dir mehr Spaß?

 

Auch wenn ich gern mal schnell unterwegs bin – lang und langsam liegt mir eindeutig mehr. Eine Rennrakete wird aus mir in diesem Leben wohl nicht mehr, dafür liegt meine Stärke im Durchhaltevermögen. Ich liebe es, bei langen Läufen die Gegend zu erkunden und neue Ecken zu entdecken. Im Training am liebsten allein. Im Wettkampf – je mehr, desto besser :).

 

Was war dein bisher tollstes Lauferlebnis? An was erinnerst du dich gerne zurück?

Oh, da gibt es so viele Momente, das ist wirklich schwierig. Toll waren auf jeden Fall

die „Team-Erlebnisse“, wo ich zusammen mit anderen gekämpft habe.

Beim Sächsischen Mount Everest Treppenmarathon habe ich zweimal als Teil einer

Dreier-Seilschaft teilgenommen. Das heißt, wir waren drei Läufer, die in 16 Stunden

die Spitzhaustreppe in Radebeul 100 Mal hoch und runter laufen mussten.

Insgesamt 39.700 Stufen, 8.848 Höhenmeter und 84,4km. Wir haben uns gegenseitig

unterstützt und immer wieder motiviert. Und auch wenn es beim zweiten

Mal nicht ganz gereicht hat, so war das jedes Mal ein fantastisches Erlebnis.

Woran ich mich auch immer wieder sehr gern erinnere, ist der Halbmarathon

in Hamburg 2017. Dort war ich Pacerin für eine Freundin, welche bei ihrem ersten

Halbmarathon zuvor leider keine gute Erfahrung gemacht hatte.

Es war ein mega schönes Gefühl, jemand anderem bei seinem Traum unterstützen

zu können, und ihr dabei helfen zu können, diesen Traum zu verwirklichen!

Das würde ich gern noch einmal erleben und vielleicht sogar mal als offizieller Pacer

an einem Laufwettkampf teilnehmen.

Bis dahin liegt aber noch sehr viel Tempotraining vor mir ;).

 

Und an was denkst du nicht so gerne zurück?

 

Es gibt zum Glück kein wirklich schlimmes Erlebnis. Ich hatte bisher 2x DNF in der Ergebnisliste stehen, aber auch das waren Erfahrungen, aus denen ich lernen konnte und die mich somit weitergebracht haben.

 

 

Es regnet wie aus Kübeln, oder die Hitze ist unerträglich, was tun? Wie motivierst du dich rauszugehen? Und wie motivierst du andere?

 

Bei unerträglicher Hitze gar nicht, die vertrage ich nämlich mit jedem Lebensjahr leider weniger ;). Ansonsten hilft mir in der Regel das gute alte „einfach machen“. Also gar nicht darüber nachdenken, sondern rein in die Schuhe und raus. Ein kleiner Trick, den ich manchmal anwende, ist dass ich mir die Laufsachen schon anziehe, bevor ich loslegen will. Wenn ich weiß, ich möchte in der Mittagszeit, während der Kleine schläft, eine Runde laufen, bin mir aber nicht sicher, ob die Couch doch zu verlockend ist, dann zieh ich mir die Sachen einfach schon ein paar Stunden vorher an, sodass ich dann wirklich nur noch aus der Tür gehen muss, wenn es soweit ist. Andere muss ich zum Glück nicht motivieren. Ich befürchte nämlich, dass ich darin nicht sehr gut wäre ;).

 

 

Vielen Dank für deine tollen Worte Nicole😊. Hast du zum Schluss noch was auf dem Herzen, was du für uns loswerden möchtest?

 

Geht laufen! Egal wie langsam oder wie schnell, egal wie kurz oder lang - das Wichtigste dabei ist der Spaß :)!
 

Nicole Ketzler auf Instagram

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