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Interview mit Nina Veit

Hi Nina! Danke für deine Motivation hier was über dich zu schreiben. Erzähl uns mal ein wenig von dir. Wo bist du zuhause? Und was bedeutet das Laufen für dich?

Hi Matze, ich bin im wunderschönen Allgäu zuhause und könnte mir ganz ehrlich keinen besseren Ort vorstellen zu Leben. Man hat die Berge vor der Haustüre. Meine Familie und ich wohnen in einem kleinen Reiheneckhaus am Rande von Kempten. Das schöne hierbei ist, man kann die ganze Bandbreite der Allgäuer Alpen nutzen, da man von dort schnell überall sein kann.

 

Und wie kam es dazu, dass du angefangen hast die Laufschuhe zu schnüren?

 

Ich habe mit 21 meinen Sohn geboren und war nach der Geburt sehr unzufrieden

mit meinem Gewicht. Meine Mama, die damals auch schon stundenlang durch

die Gegend gerannt ist, meinte ich solle doch einfach mal mitkommen. So habe

ich mir mit fast 80 Kilo die ersten Laufschuhe gekauft. Der Anfang war richtig hart,

damals habe ich es wie alle Anfänger mit einem Mix aus gehen und laufen gemacht.

Die Strecke waren vllt. 4 bis 5 Kilometer und wenn ich mich heute daran

zurückerinnere, waren auch dort schon Höhenmeter drin. :D

 

 

Jeder Lauf zählt. Egal wie weit, egal wie lange, doch du haust schon ordentliche Dinger raus: Zugspitz Ultra, Innsbruck Alpine, Walser Ultratrail, uvm. Was war das derbste was du je gemacht hast?

 

Das ist eine wirklich gute Frage. Wenn ich an alle meine Hunderter zurückdenke, gab es bei jedem einzelnen Rennen, den Punkt, an dem ich mich überwinden musste, weiterzukämpfen. Allerdings würde ich sagen, das härteste Rennen war dann tatsächlich der Ultra Tour Monte Rosa. Schon bei der Anmeldung wird abgefragt, welche Ultra Erfahrung du mitbringst und welche Quali Races du bereits absolviert hast. Mir war klar: das wird kein Zuckerschlecken. Und genau dies war es auch nicht 😉. Die ersten 50 Kilometer ging es ganz wunderbar auf schönsten Trails des Schweizer Wallis. Ich habe einen Österreicher kennengelernt, der mich bereits dort gewarnt hat, mir Kraft zu sparen für den letzten Abschnitt von 20 Kilometern. Ich kam bei ca. Kilometer 60 in ein Steinfeld, in dem die Felsen dreifach so groß waren wie ich und die Abstände derer ebenfalls so groß und einfach nicht laufbar. So schaute ich gefühlt alle 100 Meter auf die Uhr, die Zeit verging, nur die Kilometer wurden nicht weniger. So ging das Spiel kilometerweise und endlich kam ich an den höchsten Punkt der Strecke.

                                                                        Die Felsen wurden weniger und ich dachte das schlimmste der Strecke wäre durch.                                                                              Getäuscht… Zuerst war der Weg ganz angenehm Richtung Saas-Fee  und irgendwie                                                                              dachte ich von hier aus sind es nur noch 20 Kilometer, die sind locker zu  schaffen, zu                                                                            der Zeit hatte ich ca. 16 Stunden in den Beinen und ich war echt optimistisch es jetzt                                                                              dann geschafft zu haben. Aber ab da ging der ganze Spaß erst los. Nie im Leben hätte                                                                          ich gedacht nochmal 6 Stunden für diesen ganz einfachen  Halbmarathon zu                                                                                          benötigen :D. Aber der Österreicher den ich zuvor kennen gelernt hatte, hatte mich ja                                                                            gewarnt, mir Kraft für den letzten Teil zu sparen. Es ging auf und ab, über eben diese                                                                              Felsen die ich bereits im hellen kennen gelernt hatte, aber jetzt war es dunkel und                                                                                  einfach nur kraftraubend. Ich habe nicht nur einmal überlegt, wie ich jetzt am besten                                                                              aufhören kann, aber dort war keine VP und nur eine Felswand  nach oben und unten                                                                              und kein Weg aufzuhören. Nicht nur einmal habe ich die Tränen  weggewischt und                                                                                mich gezwungen weiterzulaufen. Dieses Rennen haben lediglich ca. 60% der                                                                                          gemeldeten Läufer geschafft und ich als 6.te Frau.

Wow Wahnsinn! Und dann auch noch so gut abgeschnitten, Respekt! Du hast gesagt du warst nicht immer auf einem Idealgewicht für solche Abenteuer. Wie steinig ist der Weg von Null auf Ultratrail?

 

Wie vorher bereits erwähnt habe ich bereits mit 21 meinen Sohn geboren. Damals habe ich mit dem Laufen begonnen. Irgendwann purzelten durch das regelmäßige laufen die Pfunde. Ich bin fast 10 Jahre einfach nur aus Spaß gelaufen und hatte keine Ambitionen. Im Jahr 2018 bin ich das erste mal einen Straßenmarathon gelaufen, was mir ganz ehrlich keinen besonderen Spaß gemacht hat. Viel zu anstrengend 😉. Am Ende dieses Jahres beschloss ich den UTMB zu laufen und würde alles tun, was dazu notwendig ist und habe mich einfach für einen 100 Kilometer Lauf angemeldet, um mir die ersten 5 Punkte zu holen. Da ich bereits immer laufen war, habe ich stetig meinen Laufumfang erhöht und bin im August 2019 meinen ersten Ultramarathon mit 110 Kilometern und 6000 Höhenmeter gelaufen.

 

Das alles klingt nach viel Training und Vorbereitung. Trainierst du nach festem Plan,

oder mehr nach Körpergefühl?

 

Ja das klingt nach viel Training und ist auch viel Training. Nachdem ich mit 30 Jahren

angefangen habe zu studieren und meine Familie auch noch managen muss,

ist es für mich unumgänglich nach festem Plan zu trainieren. Ich bin sehr froh,

meinen Trainer Arne Wolff von Two Peaks Endurance an meiner Seite zu haben.

So kann der Plan effizient sein und ich komme in kein Übertraining. Einmal monatlich

wird so mein Training ausgewertet und auch an meine Wettkämpfe angepasst.

Zudem finde ich es für mich sehr praktikabel einfach in den Plan zu schauen,

was ich heute machen soll und es genau so zu tun. :D

 

 

In den Bergen knickt man sicher auch mal um, bzw. rutscht vielleicht mal weg. Das kann mit einer Verletzung enden. Welche Tipps hast du parat, um vorzubeugen, dass es erst gar nicht soweit kommt?

 

Zu allererst denke ich, sind die richtigen Schuhe essentiell. Wenn ich in den Bergen bin und dann Leute sehe, die mit ihren schweren Bergschuhen unterwegs sind, dann würde ich am Liebsten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen 😉. Nein ganz ehrlich, ich denke Trailschuhe sind das A und O. Zum einen sind diese natürlich nicht so schwer wie Bergschuhe und zum anderen verleihen sie dem Fuß einfach mehr Stabilität. Die Sprengung der Zwischensohle in Trailschuhen fällt geringer aus, wodurch ein natürlicheres Laufen und eine bessere Trittsicherheit möglich ist. Somit verringert sich die Verletzungsgefahr durch Umknicken. Zusätzlich kann man natürlich verschiedene Stabilitätsübungen machen, damit die Muskulatur und Sehnen stark sind um mal eventuelle Umknicker zu vermeiden.

 

 

                                                                             Trifft man dich dann ausschließlich in den Bergen an, oder kommst du auch mal zu                                                                                 einem Straßenrennen ins Tal?

 

                                                                        Ja also ich wäre dieses Jahr gerne mal unseren Kemptner Silvesterlauf gelaufen,                                                                                    einfach um mal zu sehen, wie ich mich auch im flachen verbessert habe. Allerdings                                                                                konnte ich verletzungsbedingt leider nicht laufen. Aber grundsätzlich sind mir                                                                                          tatsächlich Läufe, die etwas auf und ab gehen lieber als Straßenläufe.

 

 

                                                                            Das Thema Ernährung spielt ja auch für dich sicher eine Rolle. Bist du eher strikt                                                                                    gesund unterwegs, oder bist du die, die sich auch gerne mal was gönnt?

 

                                                                        Ultra ohne Essen geht nicht. Ich kann mich jetzt allerdings nicht entscheiden, ob ich                                                                              laufe, damit ich essen darf oder esse, damit ich laufen darf 😊. Ich versuche mich möglichst ausgewogen zu ernähren mit Salaten, Obst und Gemüse und allem was dazugehört. ABER: ich esse unglaublich gerne Schokolade und Eis und ein Leben ohne kann ich mir fast nicht vorstellen.

 

 

Winter oder Sommermensch?

 

Definitv SOMMER! Ich kann es kaum erwarten bis die Tage wieder länger werden und die Temperaturen steigen. Nachdem ich kein Tourenski fahre, fehlen mir die Berge besonders im Winter mächtig. Zwar laufe ich, wenn es gerade passt auch Abfahrtspisten zu Fuß hoch, aber das mögen die Skifahrer natürlich nicht so gerne. Ich freue mich schon auf den Frühling wenn es endlich wieder los geht und ich mich in den Bergen austoben kann.

 

 

Jemand kommt auf dich zu und sagt, er oder sie will nen Ultratrail laufen, hat aber wenig Erfahrung. Was gibst du demjenigen mit auf den Weg?

 

Es gibt da so eine ganz tollen Spruch:

Ultramarathon basic

  • Left foot

  • Right foot

  • Left foot

  • Right foot
     

Repeat for 3 to 72 hours.

 

Grundsätzlich, wenn eine gewisse Ausdauer schon da ist, können es alle schaffen.

Ultramarathon heißt ja nicht nur die 100 Kilometer, sondern alles was über dem

Marathon liegt ist ja bereits ein Ultra. Oft werden auch Distanzen über 50 Kilometer

als Definition für einen Ultralauf genannt. Es gibt eine ganze Menge zu beachten,

wenn man den ersten Ultramarathon läuft und man lernt nie aus. Zuerst gilt

natürlich die richtige Vorbereitung aber wie diese aussieht, ist ganz individuell und

lässt sich auch von mir nicht richtig beantworten. Es sollten verschiedene

Einheiten eingebaut werden, wie Intervalle, lange Dauerläufe und kurze

Erholungsläufe. Stichwort Tapering, sollte eingehalten werden, damit am Tag X keine

Vorermüdung herrscht. Es sollte ca. 2 Wochen vorher das Training erheblich

reduziert werden. Zudem würde ich sagen, spielt die richtige Ernährung während

des Laufens eine wichtige Rolle, damit der Körper immer genug Power hat um weiter

zu machen. Also essen, essen, essen und natürlich trinken. Um mit der verfügbaren

Energie gut zu haushalten, sollte bei einem Ultra grundsätzlich in Zone 2 gelaufen

werden, um auch auf die letzten Kilometer noch genügend Energie zu haben. Ansonsten kann es halt passieren, dass bei Kilometer 30 Ende ist. Und man muss damit rechnen, dass einem alles weh tut. Mal spürst du deine Füße nicht mehr, weil sie eingeschlafen sind. Mal zwickt das Knie, dann ist dir kotzübel. Alles möglich… Aber ich denke hier gibt es umfangreiche Bücher die einen hervorragend darauf vorbereiten.

 

Vielen Dank für das tolle Interview! Und ganz zum Schluss: was peilst du für deine sportliche Zukunft noch so an?

 

Dieses Jahr laufe ich mit meiner Teampartnerin den Transapline Run. Dieser überquert die Alpen in acht Etappen über einzigartige Trails in drei Ländern. Insgesamt sind beim TAR 2022 290,0 km mit 17.320 Höhenmeter im Aufstieg und 15.730 Höhenmeter im Abstieg zu bewältigen. Das wird ein ganz schönes Brett. Zudem bin ich sehr gespannt was ich danach sage, ob die 100 Kilometer am Stück härter sind oder sich jeden Tag aufs neue aufzuraffen und 40 oder 50 Kilometer zu laufen. Und nächstes Jahr möchte ich mich dann endlich beim UTMB bewerben und die 170 Kilometer laufen.

 

Nina Veit auf Instagram

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